Christian Huther
Das Wesen im Ding
Kunstverein Frankfurt/Main, 5.2. – 25.4.2010
Die Gießkanne, die Nagelfeile, die Herrensandalen, das Vogelhäuschen und der Kinderroller sind noch vom letzten Mal da. Aber sie werden jetzt anders präsentiert im Frankfurter Kunstverein: als Diorama banaler Alltagsdinge. Und sie sind nicht mehr käuflich zu erwerben, die genossenschaftlich produzierten Waren aus Andreas Wegners Kaufhaus. Bei der vorherigen Ausstellung „Bilder vom Künstler“ standen sie für das Problem, wie ein Künstler sein Produkt am besten verkauft (Band 200, Seite 288 f.). Nun geht es, viel grundsätzlicher, um „Das Wesen im Ding“, um den Kern oder den ideellen Wert eines Gebrauchsgegenstandes. Ausgehend von der Überlegung, dass die Welt aus zweierlei besteht, aus „lebenden Wesen und leblosen Dingen“ (so Kunstvereins-Chef Holger Kube Ventura), soll die Welt über die Dinge erklärt werden. Mit der Mimesis allein, der Imitation der Natur oder der Nachahmung der Gesellschaft, ist es schon lange nicht mehr getan, wie dies der Philosoph Theodor W. Adorno noch einforderte.
Doch die sieben an der Schau beteiligten Künstler – die Schwedin Nina Canell ist mit 30 die Jüngste, Andreas Wegner mit 51 der Älteste – setzen sich, formal gesehen, ohnehin nur mit Abbildern von profanen Dingen auseinander. Im ersten Obergeschoss des Kunstvereins etwa gibt es ganze Fotoreihen von drei Steinen mit Ansichten von allen Seiten. Freilich existieren solche Brocken zwischen Kieselstein und Schwamm nicht, der Hamburger Till Krause hat sie aus gipsähnlichem Material geschnitzt. Krause geht es um das Modell oder die Idee des Steines. Und er nähert sich dem Thema mit einer fast…