Dirk Schwarze
Das Virtuelle als unsere Realität
»Speculations on Anonymous Materials«
Fridericianum, Kassel, 29.9.2013 – 26.1.2014
Mit großer Selbstverständlichkeit bewegen wir uns in der digitalen Welt. Wir unterhalten uns mit Menschen, die Hunderte Kilometer von uns entfernt sind, als ob sie uns gegenüber säßen. Ja, mit denen zu sprechen, fällt uns unter Umständen leichter als mit unseren direkten Nachbarn. Aber gleichzeitig laufen wir Gefahr, in der Flut der Informationen und Bilder zu ertrinken, wenn wir bei Google oder sonst einer Suchmaschine eintauchen. Wir merken, dass wir den Boden unserer Realität unter den Füßen verlieren und tragen doch zu der Überfütterung bei, indem wir schnell noch von dem Skype-Gespräch Fotos machen. Das Virtuelle hat sich in unserer Existenz längst eingenistet und ist zu unserer zweiten oder sogar ersten Realität geworden.
Die Folgen, die sich daraus ergeben, können wir noch gar nicht abschätzen, weil wir erst einmal wie Kinder fasziniert sind von den ungeheuren Informationsquellen, die sich eröffnen. Doch wie finden wir aus dem Chaos heraus, wie können wir die eigenen und fremden Bilder, die sich ungefragt anbieten, ordnen, und was geschieht mit den Objekten und Körpern, die in unserer vertrauten Wirklichkeit Orientierung boten?
Susanne Pfeffer hat vor drei Jahren in Berlin die ersten Künstler getroffen, die versuchten, auf diese Entwicklung zu reagieren und dabei feststellten, dass die Kunstproduktion, die den schöpferischen Akt als zentrales Ereignis voraussetzt, in gewisser Weise überholt ist. Doch bald merkte die Kuratorin, dass auch in anderen Ländern Künstlerinnen und Künstler an ähnlichen Fragestellungen arbeiten. So entschied sich Susanne Pfeffer, als…