Thomas Wulffen
Das verborgene Museum
Akademie der Künste, 18. 12. 1987 – 7. 2. 1988
Der Titel der Ausstellung war und ist Programm. Die Ausstellung fand in den Räumen der Akademie der Künste statt und versuchte eine “Dokumentation der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen”. Finanziell unterstützt vom Senator für Kulturelle Angelegenheiten anläßlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin mit einem Etat von 300.000 DM war das Projekt in zweijähriger Forschungs- und Vorbereitungszeit entwickelt worden. Dazu wurde in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst ein Arbeitskreis von Kunstwissenschaftlerinnen eingerichtet, der alle Berliner öffentlichen Sammlungen auf Kunstwerke von Frauen durchforstete. Was dabei zutage trat, war tatsächlich ein verborgenes Museum, zum großen Teil in die Depots abgeschoben. Das bleibt um so unverständlicher, wenn mit den Kunstwerken von Frauen, wie die von PAUL MODERSOHN-BECKER, auch eine wichtige Kunstperiode eindrücklich bebildert werden konnte. Die Nationalgalerie zeigt im Fall der Kunst um die Jahrhundertwende nur ein Bild von Paula Modersohn-Becker statt der fünf vorhandenen und klagt ansonsten über die Unterrepräsentanz dieser Epoche in Kunstwerken. Solche Fälle traten bei der Recherche gleich mehrfach auf, wenn nicht von vornherein diese Recherche behindert wurde, wie die Initiatoren der Projekt, die Malerinnen GISELA BRELING und EVELYN KUWERTZ, in einem Gespräch berichteten. Folgende Institutionen wurden auf der Suche nach der Kunst von Frauen durchsucht: Gemäldegalerie, Nationalgalerie, Kupferstichkabinett, Kunstbibliothek, Staatliche Schlösser und Gärten, Berlin Museum. Georg-Kolbe-Museum, Brücke-Museum, Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins und die Berlinische Galerie. In der letztgenannten Institution fanden sich am meisten Frauen-Kunstwerke. Insgesamt wurden in den Sammlungen 600 Künstlerinnen ermittelt,…