Paolo Bianchi
Das Selbst als dritte Figur
Short Cuts 5: Eberli & Mantel
Wenn Martina Weinhart im vorhergehenden Text über die “Dekonstruktion der Selbstdarstellung in der zeitgenössischen Kunst” spricht und dabei die Pluralisierung des Subjekts erwähnt, so trifft das Prinzip der Verdoppelung ganz besonders auf das Werk des Schweizer Künstlerfrauenpaares Simone Eberli und Andrea Mantel zu, das seit dem Jahr 2000 zusammenarbeitet, denn “zu zweit ist alles leichter”.
Künstlerpaare sind ein Phänomen für sich. Paradoxerweise präsentieren gerade sie das Prinzip der Individualität in besonderer Weise. Im Künstlerpaar finden sich zwei Personen, mit dem Ziel nach einem gemeinsamen Ausdruck. Die Vielfalt an Eigenschaften wird herausgearbeitet und zugleich geeint. Im Künstlerpaar müssen beide ihr jeweils eigenes Potenzial entfalten. Damit erfüllen sie ihre einzigartige Rolle im Paar, und das, ohne das gemeinsame Ziel aus den Augen zu verlieren. Das Künstlerpaar fordert keine Konformität, sondern betont, im Gegenteil, die Notwendigkeit der Individualität.
Ausdruck von Bewunderung. Beim Schweizer Künstlerfrauenpaar Simone Eberli (*1972) und Andrea Mantel (*1966) ist das Gemeinsame denn auch immer mehr als das, was jede von ihnen alleine zu schaffen imstande wäre. Zwei Formate an Wahrnehmung verschränken sich und lassen, wie Eberli & Mantel im Gespräch erklären, eine “dritte Figur” entstehen. Die Produktionsweise von Eberli & Mantel basiert auf Freundschaft, auf langen Gesprächen über Banales (also die Existenz) und Poetisches (also die Ästhetik) sowie an der Lust am Spielen und Inszenieren. Jede Idee kann jederzeit in Frage gestellt oder verworfen werden. Erst wenn beide sich voll und ganz mit einer Arbeit identifizieren, wird sie in der Öffentlichkeit…