Paolo Bianchi
Das »Paradies« von Cornelius Kolig: Sixtina, Rauschgarten und Kuhstall
Der Maler, Bildhauer, Objekt- und Videokünstler Cornelius Kolig verwandelt in seinem Geburtsort Vorderberg im südlichen Kärnten seit dem Jahr 1979 eine zuvor landwirtschaftlich genutzte Wiese kontinuierlich in ein Lebenskunstwerk.
Gottesgarten vs. Wunschraum
Bei dem Projekt „Paradies“ arbeitet der Künstler an einem Gebäudekomplex, das sowohl Werkstätte, Schaulager als auch Archiv ist. Ein Ort, an dem die Gleichzeitigkeit von Leben und Arbeit erlebbar wird – als die beiden elementaren Aspekte eines künstlerischen Produktionsprozesses. Für Kolig realisiert sich das „Paradies“ in der alltäglichen praktischen Arbeit. Damit einher geht eine Veränderung und Entwicklung in den natürlichen Bewegungen von Kunst- und Lebensausdruck. Soweit das Leben in diesem Garten Eden zelebriert wird, gibt es immer auch den Hinweis auf das Ende alles Lebendigen, den unvermeidlichen Tod der Pflanzen, der Tiere, des Menschen und des Künstlers selbst. In diesem Garten Eden wirkt der Mensch mit all seinen Unzulänglichkeiten. Ihm wird hier ein Ort gegeben, die Götter müssen draußen bleiben.
Koligs „Paradies“ ist jedenfalls kein mentales Konstrukt, sondern präsentiert sich wie ein Wunschraum, der als Topos der Utopie sich nun als Fixpunkt im Alltag wiederfindet. Der in Vorderberg sich verwirklichende Traum von einem irdisch-paradiesnahen Sehnsuchtsort wird permanent mit menschlich-allzumenschlichen Wünschen angereichert und erscheint wie eine raumgewordene Quintessenz des Prinzips Hoffnung, das die Unvollkommenheit des Lebens erkennbar einschließt.
Architektenarchitektur vs. Architektur ohne Architekten
Mit dem „Paradies“ ist eine Architektur ohne Architekten entstanden. Sie konnte entstehen, weil dahinter ein entwerfender Künstler stand. Kolig als sein eigener Architekt bemerkt mit ironischer Zuspitzung: „Wenn ich vor einer…