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Gespräche mit Künstlern · von Dieter Buchhart · S. 254 - 268
Gespräche mit Künstlern , 2005

Dieter Buchhart
Das offene Werk

Ein Gespräch mit Clegg & Guttmann

Bereits seit fünfundzwanzig Jahren arbeiten Martin Guttmann und Michael Clegg als Künstlerteam. Mit ihren fotografischen Porträts von fiktiven MachtträgerInnen wurden sie in den 1980er Jahren bekannt. Sie untersuchten die Bildstrategie der Repräsentation, wobei sie die scheinbar perfekte Illusion der Allegorie der Macht durch das Offenlegen der Konstruktionsprinzipien ad absurdum führten. Von ihrer Auseinandersetzung mit der Darstellung von Macht zwischen glamouröser Verführung und reflektierender Durchsichtigkeit, zwischen Erfüllung und Entlarvung verschob sich das Interesse des Künstlerduos mit Anfang der 1990er Jahre hin zur Repräsentation von Wissen. 1991 installierten sie in Graz im öffentlichen Raum ihre erste “offene Bibliothek”, die ohne BibliothekarInnen von den AnrainerInnen und PassantInnen “selbst” verwaltet wurde. Jeder konnte zu jeder Zeit Bücher ausleihen und sie nach angemessener Zeit wieder zurückstellen oder den Bücherbestand der Bibliothek durch eigene Bücher erweitern. Dabei verstehen Clegg & Guttmann eine derartige Institution als Beitrag zur Selbstdefinition der Gemeinschaft, da diese die Lesegewohnheiten und intellektuellen Vorlieben im Sinne eines Gemeinschaftsporträts widerspiegelt, wodurch die Kunst zum sozialen kommunikativen Vorgang wird. Der komplexe Prozess der provozierten Selbstorganisation der Gemeinschaft der BibliotheksbenutzerInnen kann als soziale Skulptur verstanden werden. In ihren realisierten und nicht realisierten Denkmälern suchen die Künstler die Interpretationslagen der “geschichtlichen Stratosphäre” des Ortes vor dem Hintergrund der Erinnerung mittels “Geschichtsstellen” zu erschließen. In ihrer jüngsten Ausstellung in der Galerie Georg Kargl, die vielmehr einer musealen Retrospektive entspricht, bezieht sich das Künstlerduo auf seine zahlreichen Projekte im öffentlichen Raum, deren gelungene Rekontextualisierung und Rekontextualisierungsstrategien selbst zum Ausstellungsthema werden….


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