Das Neue an der Neuen Deutschen Malerei
Von Klaus Honnef
Je unüberbrückbarer der Abgrund zwischen Mensch und Wirklichkeit wird, desto mehr kommt der Ironiker zu seinem Recht. ‘Das Verhältnis des Ironikers zur Wirklichkeit ist dabei grundsätzlich so zu verstehen, daß er einen Wirklichkeitsverlust registriert und darauf – unter Umgehung anderer Auswege – ironisch reagiert. Angesichts einer ungültig oder unverbindlich gewordenen Wirklichkeit stürzt sich (mit oder gegen Kierkegaard gesprochen) der Ironiker in das Meer der Ironie, ohne allerdings immer darauf hoffen zu können, daß es jenseits dieses Meeres ein Festland der Identität gäbe.’
Andererseits bleibt der Ironiker – wie der Literaturwissenschaftler Uwe Japp in seiner ‘Theorie der Ironie’ ausdrücklich betont -, auch wenn er seine Wirklichkeit als unwirklich erfährt, in eigentümlicher Komplizenschaft mit dieser Wirklichkeit verwoben, denn seine Position gewinnt er allein durch die beständige Aus-Einandersetzung mit ihr; sie ist die Folie, vor der seine Menetekel erst sichtbar werden. Die Ironie ist eine Art Zerrspiegel, in dem die Widersprüche und Konflikte einer scheinbar reibungslosen, harmonisch funktionierenden Wirklichkeit und einer auf Verschleierung und Beruhigung bedachten Weltsicht ins Licht treten. Recht gehandhabt, kann die Ironie zur Mine werden, die jedes System sprengt. Allerdings, wie der berühmte Sokrates dies schmerzlich am Leibe verspürte, kann die Handhabung der Ironie auch das eigene Leben kosten.
Auf der literarischen Ebene ist die Definition der Ironie vergleichsweise einfach: ‘Die Ironie ist ein Versuch zur Versprachlichung der Welt in Form einer gleichzeitigen Gegenrede’, formuliert Uwe Japp ihr Programm. Wesentlich schwerer tun wir uns mit der Definition der Ironie in bezug auf die bildende…