Christian Huther
Das Museum als asynchroner Raum
Städel, Frankfurt/Main, 31.5. – Herbst 2006
Der Erfolg bereitet allen Probleme. 1970 gab es in Deutschland 1500 Museen, 2005 waren es schon über 6000 Häuser. Kultur ist längst ein Fall für Events geworden. Und die bringen ein breiteres Publikum in die Museen, das stärker geführt werden muss als früher die kleine Gruppe von kennerhaften Bildungsbürgern. Die meisten der heutigen Besucher nehmen nur noch schöne Kunst wahr, ohne den historischen Hintergrund zu kennen oder Anspielungen in den Bildern zu verstehen. Max Hollein hat dieses Problem in den vergangenen fünf Jahren gut gemeistert. Als Chef der Frankfurter Schirn Kunsthalle hat er mit verständlichen, aber fundierten Ausstellungen den Spagat zwischen Event und Ernsthaftigkeit geschafft.
Nun leitet der 36-jährige Wiener seit Anfang des Jahres auch das dortige Städel mit seiner Bildersammlung von 1300 bis heute sowie das Liebighaus mit seinem großen Bestand an Skulpturen. Bekanntlich sind Museen mit ihren Sammlungen schwieriger zu leiten. Doch Hollein stellt die Vermittlung ins Zentrum seiner Arbeit, wie er Ende Mai bei seiner ersten programmatischen Pressekonferenz erläuterte. Künftig werden einzelne Werke oder Werkgruppen besonders herausgestellt und erläutert. Hollein sieht das Museum zwar als einen “Ort des Innehaltens”, der sich vom Alltag unterscheidet. Aber das Städel soll sich mehr um seine Besucher kümmern, die zwar gut über die klassische Moderne informiert sind, nicht aber über die Alten Meister. Bei ihnen setzt Hollein an und vertraut auf die exzellente Städel-Kollektion, zumal er eine Übersättigung an Moderne-Ausstellungen sieht.
Im Treppenaufgang zu den Altmeister-Räumen ist jetzt nicht mehr die…