Amine Haase
Das Kunstwerk ein Anhalten der Zeit
»Pierre Bonnard – L’oeuvre d’art, un arret du temps«
Musée d’Art moderne de la ville de Paris, 2. 2. – 7.5.2006
Wer singt, ist nicht zugleich auch glücklich.” Das sagte Pierre Bonnard, dessen Bilder oft als Inbegriff paradiesischer Zustände gefeiert werden. Trauen wir also nicht dem schönen Schein, der betörenden Farboberfläche, den friedlichen Szenen. Werfen wir einen Blick hinter die blühenden Gärten, die gemütlichen Interieurs, gehen wir unter die Haut der zahlreichen Farbschichten seiner Bilder. Die Ausstellung, die Suzanne Pagé zur Wiedereröffnung des von ihr seit fast zwanzig Jahren geleiteten Musée d’Art moderne de la Ville de Paris nach zwei Jahren Schließung zwecks Rundumerneuerung präsentiert, fordert zu einer neuen Sicht auf Bonnards Werk heraus.
Der 1867 bei Paris geborene, 1947 im südfranzösischen Cannet gestorbene Pierre Bonnard passt nicht in das Raster der festgeschriebenen Kunstgeschichte. Zu Beginn seiner Maler-Karriere gehörte er zum Umkreis der Nabi mit Paul Sérusier im Zentrum. Er teilt sein Atelier mit Maurice Denis und Edouard Vuillard. Der (Jura- und) Kunst-Student bewundert Gauguin; er schaut sich die Ausstellungen in der Galerie Durand-Ruel an, wo Degas, Sisley, Monet, Renoir, Pissarro gezeigt werden. Mit einigen seiner frühen Bilder verdient er sich den Beinamen “Nabi très japonard”, da er sich von der japanischen Kunst, ihrer dekorativen, flächigen Bildauffassung inspirieren lässt. In der Ausstellung ist das mit “Le Peignoir” belegt, dem “Morgenrock” von 1892, dessen braunes Muster auf goldgelbem Grund sich über das ganze schmale Hochformat spannt und in der angedeuteten Natur umher ein Echo findet….