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Titel: Zwischen Kunst und Literatur · von Siegfried J. Schmidt · S. 108 - 110
Titel: Zwischen Kunst und Literatur , 1980

S.J. Schmidt
Das Kontinuum-Projekt

Schon im “epilog zur arbeit breiten-brunn 1974” habe ich die strikte Einteilung der Gesellschaft in gesellschaftliche Handlungssysteme beargwöhnt und nach den gesellschaftlichen Interessen hinter der heute gängigen Departmentalisierung von Handlungen und Lebensäußerungen gefragt (abgedruckt in: Kommunikation und Improvisation. Internationales Forum Burgenland 1975, 119-121).

Solche Äußerungen mochten und mögen bis heute “blauäugig” realitätsfremd erscheinen: gesellschaftliche Handlungsbereiche wie Wissenschaft, Kunst, Philosophie, Wirtschaft, Sport usw. haben sich eben im Laufe der Geschichte herausgebildet und ordnen Handlungen von Individuen Institutionen und Rollen zu, reduzieren dadurch Komplexität (i. S. N. Luhmanns), erleichtern gesellschaftliches Leben. Ein Einzelner kann diese gesellschaftlichen “Ordnungsmächte” nicht außer Kraft setzen.

Das ist sicher zutreffend. Aber welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Etwa die Konsequenz, daß ein Problem, eine Frage, eine Antwort auch “wirklich dorthin gehören”, wohin sie dank gesellschaftlicher Konvention geordnet worden sind? Eben diese Konsequenz und primär diese bin ich nicht (mehr) bereit zu ziehen; denn es gibt – um nur ein Argument zu bringen – wohl kaum ein “menschlich wichtiges und interessantes” Problem, was in Partialität, eingeordnet, lösbar wäre, wie etwa das Beispiel Sprache zeigt. Wo liegen die individuell und sozial relevanten Bereiche des Sprachproblems? In Sprachphilosophie und Linguistik, in Literatur oder Konzeptkunst, in der alltäglichen Erfahrung mit Sprache als Kommunikationsmittel? Oder überall, so daß die Summe der Teilprobleme ein Ganzes ergäbe? Ist Sprache primär wichtig als Ausdrucks- oder als Kontaktmittel? Als Repräsentament kognitiver Strukturen? Als Medium des Aufbaus und der Erhaltung persönlicher und sozialer Identität? Als Material, das graphisch oder akustisch bearbeitet werden kann?

Nach meiner eigenen Auseinandersetzung…


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von Siegfried J. Schmidt

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