Gabi Czöppan
Das konstruierte Bild
KUNSTVEREIN, MÜNCHEN; 28.10.-3.12.1989;
KUNSTHALLE NÜRNBERG, 23.2.-25.3.90;
FORUM BÖTTCHERSTRAßE, BREMEN; 25.3.-13.6.90
BADISCHER KUNSTVEREIN KARLSRUHE, JULI/AUGUST 1990
Der Anspruch an einen umfassenden Überblick zum Thema “Inszenierte Fotografie der 80er Jahre” (siehe auch KUNSTFORUM Bd. 83 + 84) schien zunächst fast gelungen, doch dann mußte man sich in München aufgrund der Bilderfülle mit einer fast schmerzlich dichten Hängung der Exponate zufriedengeben. Ausstellungsmacher Michael Köhler, bekannt durch seine Ausstellung “Das Aktfoto” 1985, war – wie schon damals – auf enzyklopädische Vollständigkeit aus. Im Kunstverein mußte er Zwischenwände einziehen lassen, um die große Anzahl der Fotografien überhaupt unterzubringen. Zu sehen gab es daher vielleicht manch interessante Arbeit, wie etwa Ellen Brooks soziologisch angelegte Puppenarrangements zwischen Sex, Crime und Kunstleben, Nic Nicosias realistisch nachgestellte Gewaltszenen, Sandy Skoglunds farbig akzentuierte Babies, Füchse, Goldfische oder “Radioaktive Katzen” auf grauer Alltagsbühne oder Tim Heads apokalyptische Ansammlung von detailgetreu wiedergegebenem Umweltschrott. Doch fiel es schwer, Zusammenhänge oder Tendenzen herauszufiltern.
Michael Köhler ordnete die 31 ausgewählten Fotokünstler der 80er Jahre fünf übergeordneten Begriffen zu: Selbstinszenierungen, Narrative Tableaus, Miniaturbühnen, Stilleben und Skulpturen / In- stallationen – jedes für sich schon ein Ausstellungsthema. Sechs weitere Künstler waren mit kleinen Arbeiten außer Katalog vertreten, darunter die Klassiker John Hilliard, Robert Cumming und Duane Michals, die wiederentdeckte Marcia Resnick und der noch zu entdeckende David Levinthal, der in seinen Fotografien mit Kriegsspielzeug Hitlers Rußlandfeldzug nachvollzieht. Auffallend ist der Anteil der Amerikaner – Cindy Sherman, Jeff Koons, Ellen Brooks, Victor Schrager, Barbara Kasten, John Divola sind Glanzlichter der Schau. Die Fotografie ist jenseits des Atlantiks als künstlerisches…