Peter Nesweda
Das Jahrhundert der Frauen
»Künstlerinnen in Österreich vom Impressionismus zur Gegenwart«
Kunstforum der Bank Austria, Wien, 30.9.1999 – 20.1.2000
Nichts illustriert die aktuelle Situation der Frau in der österreichischen Gesellschaft besser, als die Tatsache, dass die neukonstituierte österreichische Bundesregierung, eine Koalition aus der österreichischen Volkspartei und der Freiheitlichen Partei Österreichs, das 1979 als Staatssekretariat begründete und 1990 in ein Bundesministerium umgewandelte Ministerium für Frauenangelegenheiten abgeschafft hat. Die Begründung: Die Frauenangelegenheiten seien in einem von einem Mann geführten Familienministerium bestens aufgehoben. Das heißt, dass man eine Frau nicht als autonomes menschliches Wesen, sondern nur über ihre Rolle im Familienverband, als Frau und Mutter, als existent erachtet. Von diesem Zustand, in dem sich die österreichische Gesellschaft am Beginn des Jahres 2000 befindet, aus betrachtet, muss man die Ausstellung “Das Jahrhundert der Frauen”, die von der neuen Direktorin des Kunstforums der Bank Austria in Wien kuratiert wurde, als sehr informativ bezeichnen. Ingried Brugger entspricht damit einem Informationsdefizit, das in anderen europäischen Ländern unvorstellbar wäre. Seit dem 1.3.94 gibt es in Wien ein Ordinariat für zeitgenössische Kunstgeschichte, der Inhaber des Ordinariats heißt Teja Bach und stammt aus Berlin, er ist ein Brancusi-Spezialist. Seit 1999 erscheint ein mehrbändiges wissenschaftlich fundiertes Werk über österreichische Kunstgeschichte, davon sind bislang zwei Bände erschienen, das Mittelalter und das Barock. Der Band über das 19. Jahrhundert wird für den Herbst 2000 erwartet und für das 20. Jahrhundert im Frühjahr 2001. Der Verfasser heißt Wieland Schmied und unterrichtet in München, er ist auch der künstlerische Leiter der von Oskar Kokoschka gegründeten…