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Gespräche mit Künstlern · von Susanne Boecker · S. 308 - 315
Gespräche mit Künstlern , 1999

Julius Shulman
»Das ist es, was Architektur für dich tun kann«

EIN GESPRÄCH VON SUSANNE BOECKER

Julius Shulman ist der wohl bedeutendste Chronist der Architektur-Moderne in Amerikas Westen. Autodidakt sowohl auf dem Gebiet der Architektur als auch der Fotografie, entwickelte der 1910 geborene Kalifornier eine hochsensible Bildsprache, eine im klassischen Sinn verfeinerte Form fotografischer Architekturinterpretation, die ihn bald weltberühmt machte. Neben zahlreichen anderen Projekten sind es vor allem die kalifornischen Villen, erbaut nach Entwürfen so berühmter Architekten wie Richard Neutra, Rudolph M. Schindler, Pierre Koenig, Albert Frey oder Raphael Soriano, die Shulman kongenial ins Bild zu setzen verstand. Seine Aufnahmen machten in den 50er und 60er Jahren die moderne Architektur Südkaliforniens weltweit bekannt und vermitteln bis heute das von großzügiger Eleganz geprägte Lebensgefühl einer ganzen Epoche. Deren zeitlose und dennoch über Jahre aus der Mode gekommene Ästhetik erlebt in jüngster Zeit ein Comeback, und so ist es nicht verwunderlich, daß auch Shulmans in über 60jähriger Karriere zusammengetragener Bilderfundus aus den Archiven hervorgeholt wird. Verbreitung finden seine Fotos allerdings nicht mehr nur als Illustrationen in Architekturmagazinen und Fachpublikationen, sondern zunehmend auch als Kunst an den Wänden von Galerien. Im vergangenen Herbst präsentierte beispielsweise Max Hetzler in Berlin die Bilder des Kaliforniers und versprach sich auch auf der Art Cologne durchaus Chancen für dessen hochästhetische Fotokunst.

*

Susanne Boecker: Warum fotografieren Sie Häuser?

Julius Shulman: Warum Architektur? Das ist schwer zu erklären. Vielleicht war es Schicksal oder Bestimmung. Etwas Religiöses, das jemandem widerfährt, wie eine Art Eingebung: “Das ist es, was du tun sollst.” So eine Art…


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