Das immerwährende Ereignis zeigt:
Robert Filliou von A bis °
Der Wanderer zwischen der Alten und der Neuen Welt, zwischen Coca Cola und Buddhismus, Nord und Süd, Kopenhagen und Lascaux, der Mann mit zeitweilig zwei Staatsangehörigkeiten, ist ein Pendler zwischen Zeichen, Wörtern, Zahlen, Büchern, Objekten und Projekten, ein Wünschelrutengänger zwischen Unsinn und Sinn, poverem Zeug und Poesie, Spaß und Planquadrat, Materialien und utopischen Modellen, Provokation und Meditation: “Arbeit als Spiel” lautet seine Botschaft. Bilderrätsel und sanft ironische Ding-Anordnungen, die immer einen Hauch von unbeschädigter Kindhaftigkeit und mitmenschlicher Fröhlichkeit ausstrahlen, sind seine Domäne. Filliou ist ein Duchamp-Spießgeselle mit dem Charme des unschuldigen Dilettanten und der Unberechenbarkeit der Wanderratten à la Heinrich Heine.
Der heute in der Dorgongne, in der Nähe der Höhlen von Lascaux lebende intellektuelle, dingversessene Spaßvogel hat seit kurzem ausgesprochen gute Resonanz im Norden: vor zwei Jahren erhielt er eine Gastdozentur an der Hamburger Kunsthochschule und den erstmals vergebenen Schwitters-Preis der Stadt Hannover, dessen Summe er sich mit seinen Studenten teilte. Anläßlich dieser Ehrung ist nun mit leichter Verspätung (Niedersachsens Uhren ticken gemächlich), im Untergeschoß des Sprengel-Museums eine breit angelegte Retrospektive Fillious zu besichtigen: die erste Gesamtausstellung des Künstlers überhaupt.
Mancherlei Sachen entstanden in Kooperation mit anderen, gleichgesinnten Fluxus-Gefährten. Überhaupt ist der immerwährende freundschaftliche Kontakt in diesem Kreis erstaunlich, nie unterbrochen oder gestört durch vergällenden Kunstmarktneid, den es hier nie gab, denn erfolgreich im materiellen Sinn waren sie alle nicht, weder Filliou noch George Brecht, weder Takako Saito noch Emmett Williams, gar nicht zu reden von Robert Watts, Ben Vautier, Geoffrey Hendricks,…