Justin Hoffmann
Das Genre Tier
»Zoologie oder: Mein kleiner Tierfreund«
interimsgalerie der künstler, München, 3.2. – 26.2.1994
Natürlich ist diese Ausstellung, wie schon der Titel vermuten läßt, so tierisch gut wie amüsant und lehrsam, aber es wäre ein Mißverständnis, wenn man sie allein unter diesen Blickwinkeln betrachten würde. Viel mehr markiert sie eine provokante Absage an die Avantgardevorstellungen der modernen Kunst und ist für viele Rezipienten irritierender als jene Präsentationen, die sich als Manifestationen innovativer Strömungen verstehen. Heutzutage scheint es reizvoller zu sein, ausgetretene Pfade zu erproben, umzulenken und auszuweiten, als neue Wege zu ziehen, die im Kreise führen oder im Nichts enden.
Im Unterschied zur bildenden Kunst hat der Begriff Genre im Bereich des Films keinen negativen Beigeschmack. Ein Kriminal-, Horror- oder Science-Fiction-Film kann eine cinematografische Meisterleistung bedeuten. Ihr massenhafter Erfolg läßt darauf schließen, daß das Publikum ein Bedürfnis nach Genre besitzt, ein Begehren, das die bildende Kunst jedoch meist vernachlässigt. Auf den Zusammenhang mit dem Film verweisen auch einige Exponate der Ausstellung. Ein Film-Still erinnert daran, daß ein phantastisches Urwaldtier namens King Kong im 20. Jahrhundert ein eigenes Untergenre formen konnte. Fotos aus Peter Greenaways “A Zed & Two Noughts/Z.O.O.” (1985) zeigen den Verwesungsprozeß eines Zebras in einem Raum, dessen Wände durch Raster strukturiert sind. Mit ihnen korrespondieren die Aufnahmen von Eadweard Muybridge, die aus ähnlichem Forschungsinteresse und vergleichbarer Versuchsanordnung die Bewegung eines Pferdes und eines Kakadus veranschaulichen.
Einen “MacGuffin” nannte Alfred Hitchcock seine Methode, Spannung aufzubauen. Dabei handelt es sich um eine Aktion, die lediglich einen Vorwand darstellt. Eine formalisierte Problemsituation…