Annelise Zwez
Das Gemeinsame widerspricht der Nähe zum »Ich«
WARUM KÜNSTLERFRAUENPAARE RELATIV SELTEN SIND
Frauen arbeiten seit Jahrtausenden in Gemeinschaften. Die Hierarchie ist dabei – mit wenigen Ausnahmen – klar festgelegt. Das Männliche dominiert das Weibliche. Dem fruchtbaren weiblichen Körper wird zwar Bewunderung gezollt, doch der Frau als Ganzheit nur selten Macht zugestanden. In der bildenden Kunst Europas findet man seit dem l6. Jahrhundert Frauen, oft als Töchter malender Väter. Bildhauerinnen sind aus dieser Zeit keine namentlich überliefert. Kunst entstand in früheren Jahrhunderten oft in Kunst-Werkstätten. So war mancher Maler froh um künstlerisch begabte Töchter. Nur selten, um nicht zu sagen zufällig, sind uns Namen und Bilder jener Künstlerinnen bekannt, da die Arbeiten oft unter dem Namen des Vaters verkauft wurden. Die in Antwerpen tätige Catharina van Hemessen (1528-1587), Tochter des Malers Jan van Hemessen und älteste namentlich bekannte Malerin, hat sich nur darum (unbewusst?) vom Schatten ihres Vaters lösen können, weil sie alle ihre Bilder mit “CATHARINA DE HEMESSEN PINGEBAT” signierte. Die Künstlerin Judith Leyster (1609-1659) wurde jedoch erst Ende letzten Jahrhunderts wiederentdeckt – als Malerin von Werken von Franz Hals respektive Jan de Molenaer, mit welchen sie eng zusammenarbeitete. Einen Einzelfall stellt die Künstlerin Rosalba Carriera (1675-1757) dar, die in Venedig eine Künstlerinnen-Werkstatt betrieb, die allerdings nach männlichen Mustern funktionierte, das heisst, die Namen ihrer Mitarbeiterinnen traten nicht in Erscheinung.
Zusammenarbeit von Frauen im Bereich der bildenden Kunst fand man lange Zeit vor allem im Bereich der Textilkunst; die Frauen hatten dabei sehr oft ausführende Funktion, die Zusammenarbeit beschränkte sich auf…