Hermann Pfütze
»Das Geld, die Liebe, der Tod, die Freiheit – was zählt am Ende?«
Jochen Gerz im Bundesministerium der Finanzen, Berlin, ab April 2000
Am Ende zählen natürlich die Freiheit und die Liebe, weil sie zugleich stärker und schwächer sind als Tod und Geld und weil Schwäche ihre Stärke ist. Freiheit und Liebe können zwar sterben und vermarktet werden, sie überdauern indes den Tod und sind letztlich unbezahlbar. Das wäre eine zuversichtliche, idealistische Antwort auf diese dunkle und bedeutungsschwere Frage, die als Laserstrahlprojektion über die Wände des Finanzministeriums wandert. Mit Rücksicht auf den Geist des Hauses lässt sich aber auch sagen, dass Freiheit und Liebe hier von Anfang an nichts zu suchen hatten, während Tod und Geld stets darin heimisch waren. Denn die Geschichte dieses Bauwerks ist wahrlich mehr eine von Tod und Geld als von Freiheit und Liebe.
Das monumentale Gebäude wurde 1935/36 nach Plänen Ernst Sagebiehls als erster Großbau der Nazis für Görings Reichsluftfahrtministerium errichtet. Nach dem Krieg wurde darin 1949 die DDR gegründet und als “Haus der Ministerien” beherbergte es 40 Jahre lang bis zu neun Ministerien gleichzeitig. Nach der Wiedervereinigung zog die Treuhand ein; aus der Verwaltungs- wurde die Verwertungszentrale der noch existierenden Realitäten des Sozialismus. Und jetzt ist das Haus, benannt nach Detlev Rohwedder, einem späten Opfer des Geld-und-Tod-Terrorismus, der neue Sitz des Bundesministeriums der Finanzen.
Für diesen Ort ist Jochen Gerz vom noch unter Helmut Kohl berufenen “Kunstbeirat für die Baumaßnahmen der Bundesregierung in Berlin” beauftragt worden, die obligate ,Kunst am Bau’ einzurichten. Anders jedoch als etwa…