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Ausstellungen: Nürnberg · von Martin Blättner · S. 360 - 361
Ausstellungen: Nürnberg , 2008

Martin Blättner
„Das Gelände“

Kunsthalle Nürnberg, 6.7. – 31.8.2008

Wollen wir denn wirklich eine „Diktatur der Kunst“? Mit der monströsen Bronzeplastik „Totaladler“, wandhohen Gemälden vom „Parteichef Kunst“ und gestapelten Pamphleten zur „Parteiführung Kunst“ glaubt der derzeitige Newcomer Jonathan Meese (Jahrgang 1970) schlüssige Antworten zum ehemaligen Parteitagsgelände in Nürnberg gefunden zu haben. Erstmals wurden 12 Künstler in die Kunsthalle geladen, um sich mit dem „Gelände“ auseinanderzusetzen, doch von einem sensiblen Umgang mit einem Schattenort der NS-Zeit kann nicht immer die Rede sein. Offenbar nutzten die Teilnehmer mehr die Gelegenheit zur Selbstdarstellung als zur historischen Aufhellung und Aufklärung, wie es etwa das Dokumentationszentrum beabsichtigt, das 2001 als Gegenpol zur Erblast errichtet wurde. Winfried Baumann (1956 geboren) befasst sich immerhin schon seit fast 20 Jahren mit dieser Thematik und alleine schon deshalb möchte man ihm gerne Ernsthaftigkeit unterstellen. Seine aufwendigen „Instant Memorials“ vermitteln jedoch den Eindruck, man könne mit mobilen Schrank-Systemen und beliebigem Archivmaterial Erinnerungsarbeit auf Bestellung vermitteln. Immerhin: die Ansammlung der Luftaufnahmen, der Pläne, Skizzen, der Modelle und Granitplatten zum Gelände ist beachtlich. Wolf Sakowski (Jahrgang 1950) überzeugt mit weniger Aufwand. Er gruppierte um das verkleinerte Modell der Rednerkanzel auf der Zeppelintribüne Buchstaben des Alphabets in Anführungszeichen, um mit der Kennzeichnung der „Direkten Rede“ auf den Zusammenhang von Wort und Tat zu verweisen. Während Bernhard Prinz das „Erhabene“ der NS-Ästhetik mit Trivialität in der Fotokunst entlarvt, plädiert Ross Birrell offenbar für die Freigabe von „Mein Kampf“ als Aufklärungstat durch Lesung vor der Zeppelintribüne (Video). Wie aus dem von Leni Riefenstahl beschworenen „Triumph des Willens“…


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von Martin Blättner

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