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Titel: Kunstwerte - Markt und Methoden · S. 140 - 159
Titel: Kunstwerte - Markt und Methoden , 1989

Markus Brüderlin
Das geflügelte Bild und das verführte Objekt

DIE KUNST DES VERFÜGENS ODER DAS VERFÜGEN ÜBER DIE KUNST

Wenn sich die Kunst in den abgetragensten Stoff kleidet,erkennt man sie am besten als Kunst.
Friedrich Nietzsche 1

Inzwischen ist eine Künstlergeneration herangewachsen, die sich nicht mehr als außerhalb der Gesellschaft und außerhalb des modernen Produktions- und Verteilerprozesses stehend empfindet (…).
Willi Bongard 2

Déjà-vu, kein Kunstkommentar erlebte in den letzten Jahren eine derartige Inflation wie das Erlebnis des Déjà-vu. Der von Neuigkeiten stets verwöhnte Blick vermeint selbst in den ambitioniertesten Ausstellungen (oder gerade dort) nur mehr Schon-Dagewesenes und Altbekanntes wahrzunehmen: Wühltisch-Eklektizismus, Rekapitulations-Konstruktivismus, Neo-Ready-made, Second-hand-Expressionismus – alles schon gegessen, resümiert der Kunstkenner seinen Schnelldurchgang durch die Ausstellung läßt sich in der Cafeteria eine Pizza im Mikrowellenherd aufwärmen und bestellt dazu ein frisches Bier.3 Die Klage, daß ein Heer von Plagiatoren und Stilpiraten, von nimmersatten Allesfressern und Wiederkäuern sich der Kunst bemächtigt hat, ist aber ihrerseits nicht “neu”: Schon Nietzsche warnte angesichts der “hereinbrechenden Flut von Poesien aller Stile, aller Völker” nach dem Befreiungsakt der Französischen Revolution vor einer verheerenden kulturellen Bodenerosion, die alle Dichter zu “experimentierenden Nachahmern und waghalsigen Kopisten” mache und wo kein “stilles,verborgenes Wachstum”4 mehr möglich sei. Und Oswald Spengler sah in Eduard Manets Anleihe bei Raffael für seine Figurencollage “Frühstück im Grünen” 1863 das untrügliche Symptom für den Untergang der abendländischen Malerei. Was aber gegenüber diesen alten Klagen heute am Phänomen des Wiederholens besonders sticht, ist die zusätzliche Komplizenschaft der Kunst mit den Niederungen der Alltags- und Warenwelt. Sie geht zuweilen…

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