Künstler als Gärtner
Das Gartenarchiv
HERAUSGEGEBEN VON PAOLO BIANCHI
Während der Bibliothekar dem Förster gleicht – der eine bestimmt die Normen der Kultur, der andere die Normen der Natur -, so ist der Archivar vielmehr mit dem Gärtner verwandt. Der Archivar tut mit seinen Akten und Zetteln, was der Gärtner mit seinen Sträuchern und Stauden, was der Dichter mit seinen Worten und der Künstler mit seinen Zeichen tut: “Er stellt sie so zusammen”, schreibt Hugo von Hofmannsthal 1906 über den Gärtner alias Archivar, “daß sie zugleich neu und seltsam scheinen und zugleich auch wie zum erstenmal ganz sich selbst bedeuten, sich auf sich selbst besinnen.” Der französische Philosoph Michel Onfray spricht in seinem Buch “Die Formen der Zeit” davon, daß “der Gärtner-Philosoph beschneidet, um Ethik und Ästhetik miteinander zu verbinden, um in sich selbst und durch sein Zutun die durch die Jahreszeiten stets erneuerte Natur zu (er)leben. Man könnte auch sagen, daß in diesem Bemühen, das Vegetabilische theoretischen Formen zu unterwerfen, ein Wunsch waltet, sich zum Demiurgen, zum Herren der zyklischen Zeit, zum Urheber und Künstler ewiger Prinzipien des Keimens zu machen.” Die apokalyptische Vorstellung der wild wuchernden, globalen Stadt wird heute durch das paradiesische Gegenkonzept der Welt als Garten relativiert. “Das Gartenarchiv” bringt gängige Kategorien durcheinander, bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem Gemeinen (Gras, Flechten …) und dem Hochgezüchteten, dem Biotopischen und dem elektronisch Kontrollierten, dem Natürlichen und dem Artifiziellen bzw. Hybriden. Vielleicht sind dies Zeichen für eine Wiedervereinigung von Kunst und Natur?
Blick ins Gartenarchiv:
Alias
Steven Bachelder
Basserode
Bittermann & Duka
Michel Blazy
Cosima von Bonin
Marianne…