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Titel: 52. Biennale Venedig · von Michael Hübl · S. 176 - 181
Titel: 52. Biennale Venedig , 2007

Michael Hübl
Das ganz eigene Spiel

Isa Genzken und der deutsche Pavillon

Kann man im Deutschen Pavillon der Biennale di Venezia Kunst zeigen? Haben die, denen nach landläufiger Ansicht die Ehre (wenn es denn eine ist) zuteil wird, in diesem Bauwerk auszustellen, eine reelle Chance ihre eigenen ästhetischen Konzeptionen zu verwirklichen? Oder sind die strukturellen Bedingungen wie etwa die kulturpolitischen Implikationen oder die Einbindung des Ereignisses in den Kunstmarkt so stark, dass sie jeden künstlerischen Schritt, jede Formulierung beeinflussen, wenn nicht gar überschatten? Kunst in einem der nationalen Pavillons zu präsentieren, heißt immer noch repräsentieren. Ein Hauch von Staatlichkeit liegt immer über der Veranstaltung, zumal wenn sich der Ausstellungsort auf dem Grünen Hügel der Giardini Publici befindet – dort, wo am Ende der langen lateralen Achse der Pavillon Großbritanniens thront, flankiert von den Gebäuden Frankreichs und Deutschlands. Die Gremien und Kuratoren, die ihre Wahl für Venedig treffen, entscheiden frei. Und doch stellen die Künstler, die zur Teilnahme erkoren wurden, auf der Biennale nicht einfach aus – sie treten fast wie Sportler für ihr Land an. Glamour, Prosecco-Laune und flotte TV-Aufmerksamkeit inklusive. Bei Isa Genzken war das grosso modo in diesem Jahr nicht anders als bei anderen Künstlern oder früheren Biennale-Vernissagen. Nur dass bei der Eröffnung vor dem Eingang zum Pavillon stapelweise Hochglanzmagazine lagen: Sonderdrucke der Zeitschrift “Vogue” mit einer Mischung aus Glitter und Grusel auf dem Cover. Abgebildet war ein Totenschädel aus silbern schimmerndem Metallguss mit einer venezianischen Maske aus Goldbrokat, hinter der zwei künstliche Augäpfel mit leuchtend blauer Iris sichtbar…


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