Ingo Arend
Das Erinnerungsprojekt
Ingo Arend sprach mit Dieter Hoffmann-Axthelm über den Kampf um die Berliner Stadtmitte
I. A.: Der Kampf um die Berliner Stadtmitte ist ja auch ein ideologischer Kampf. Welche Motive sehen Sie in der gegenwärtigen Auseinandersetzung, und wie bewerten Sie diese?
D. H-A.: Wir haben zunächst einmal die allgemeinen Grundpositionen, die zu allen vergleichbaren politischen Entscheidungen auftreten, mit dem Extremwert rechts: Flagge zeigen und auftretende Lücken mit Staat füllen, und dem korrespondierenden Extremwert links: Wir brauchen keine repräsentative Mitte und Gebautes schon gar nicht. Die Sache bekommt allerdings sehr schnell ihren Lokalkolorit durch die unvermeidliche Frage: Wie gehen wir mit dem DDR-Erbe um? Da wird natürlich blitzschnell der Bau zum Stolperstein, auf den Ihre Frage zielt, der Palast der Republik. Auf dieser konkreten Ebene haben wir, wenn man einmal schematisiert, eine Verdoppelung der Positionen: erstens: der Palast muß weg, weil DDR; zweitens: der Palast muß weg, weil städtebaulich störend; drittens: der Palast muß bleiben, weil Geschichte; viertens: der Palast muß bleiben, weil Dokument der städtebaulichen Moderne.Die Palastdiskussion ist dann aber auch immer eine versteckte Schloß-diskussion, und damit kommt man zu den eigentlich interessanten Motiven und zum Kern der Sache. Das Schloß bringt nämlich die Grundfrage auf den Tisch: Was ist eigentlich eine Stadtmitte? Kann man so etwas mit heutigen Möglichkeiten planen? Ist die moderne Architektur überhaupt fähig, solch einen Ort zu füllen, so daß er wieder adäquat standhält? Diese Debatte läßt sich überhaupt nicht ausreichend festmachen daran, ob der Palast nun steht oder fällt.
Wie bewohnt man ein so schwieriges städtebauliches…