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Magazin: Publikationen · von Stefan Römer · S. 510 - 510
Magazin: Publikationen , 1996

Das Ende(n) der Museen?

Die Fondació Tàpies in Barcelona zeigte vor einem Jahr eine Ausstellung mit dem Titel The End(s) of the Museum, in der aktuelle und historische Positionen zum Thema Museum vertreten waren. Auch ein Symposion gehörte zum Programm. Es sollte weder in der Ausstellung, noch im Symposion um eine Rekonstruktion von Museumsgeschichte gehen. Sechs unterschiedliche Positionen aus verschiedenen Forschungsdisziplinen wurden zu dem Symposion eingeladen und nun in einem Textband veröffentlicht, die inhaltlich letztlich wenig gemeinsam haben – außer, daß fast alle Paul Valérys Essay Le Problème des Musées (1923) zitieren. Schnell wird klar, daß die Museen jenseits ihres kleinsten gemeinsamen Nenners (Sammeln, Archivieren und Bewahren) nicht nur einem Modell entsprechen, wenn deren Geschichten auch mit der bürgerlichen Gesellschaft und bestimmten epistemologischen Umwälzungen anzufangen scheinen. Einen hervorragenden Vorläufer hat diese Textsammlung in der Ausstellung Museums by Artists (Art Metropole, Toronto 1983); im internationalen Vergleich stellte dieses Buch die historische und theoretische Grenze zwischen dem aus der ideologiekritischen Conceptual art entwickelten Begriff vom Museum als Symbol der Macht und dem in den 80er Jahren aufkommenden Museum als multikultureller Unterhaltungsmaschine dar. Die Anlässe für das Unternehmen in Barcelona sind u.a. in der drohenden oder herbeigesehnten Digitalisierung, den politischen Umwälzungen im Osten Europas und den zunehmenden Legitimationsproblemen der Museen in Zeiten der Deregulation zu orten.

So bezieht Thomas Keenan, einer der Mitinitiatoren, in seiner Einleitung des Buches die damalige Situation in Bosnien nicht nur als Problem der Bewahrung von Kulturgütern ein, sondern dehnt den Begriff des Museums auf die Funktion des Bewahrens einer ganzen…

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