Das Ende einer veralteten Kunstgeschichte?
Das Fragezeichen hinter der Münchner Antrittsvorlesung (1984) von Hans Belting fällt nun weg: »Das Ende der Kunstgeschichte. Eine Revision nach zehn Jahren« ist ein neuer Text, dem der frühere überarbeitet angehängt wurde. Belting meinte mit diesem Motto damals noch spekulativ, nun definitiv, daß die seit der Moderne kanonisierte Tradition der Kunstgeschichte einen Paradigmenwechsel vollzieht. Vor zehn Jahren konstatierte er, »daß das Leitbild einer Kunstgeschichte mit interner Logik, die so gerne über einen Zeitstil und seine Wandlungen beschrieben wurde, ausfiel«. Danach würden viele parallele Kunstgeschichten den früheren monolithischen Anspruch ablösen.
Belting bedient sich der Metapher von der Kunst als Bild, das erst durch den Rahmen der Kunstgeschichte zu Kunst wird. Dieses Bild erscheint nun ausgerahmt mit Hilfe einer im »Posthistoire« aufgelösten Geschichtlichkeit. Allerdings verfällt der Autor mit seiner metaphernreichen Sprache, die immer ein Ausdruck der alten Kunstgeschichte war, in die fragliche Verfahrensweise, über einen generalisierten Gegenstand zu sprechen wie ‘die Kunst’, ‘das Museum’ oder ‘den Künstler’, was somit doch wieder monolithische Tendenzen aufweist.
Verdächtig in der angeblich verabschiedeten Kunstgeschichte verhaftet, muß die zweckfreie Rolle des unbeteiligten Chronisten erscheinen, die sich Belting selbst zuschreibt. Auch wirkt seine Polemik gegen das zeitgenössische Museum als Austragungsort der »Tagesbörse der Kunst« deshalb heuchlerisch, weil sich seine wissenschaftliche Perspektive nicht außerhalb dieser Kulturin- dustrie situieren kann. Denn, wenn er auf einen »Boom der Kunst« hinweist, den er lediglich mit der angestiegenen Zahl diesbezüglicher Veröffentlichungen begründet, verkennt er offenbar, daß der gesamte Kunsthandel in einer tiefen Krise steckt und deshalb auch die Kunstproduktion Selbstlegitimationsnöte aufweist.
Belting…