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Ausstellungen: München · von Michael Hauffen · S. 383 - 384
Ausstellungen: München , 1995

Michael Hauffen
Das Ende der Avantgarde

»Kunst als Dienstleistung«
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München,13.6. – 13.8.1995

Nicht nur die Gesellschaft, auch die Kunst zeichnet sich heute durch einen hohen Grad an Unübersichtlichkeit aus. Neue sogenannte Stile überraschen oft die eingefleischtesten Beobachter und beunruhigen vor allem diejenigen, die sich mit ihrem ganzen Einsatz auf eine Richtung festgelegt haben. Der Kulturbetrieb als die eigentliche Avantgarde scheint aber immer schneller und reibungsloser in der Lage auch kritische Außenseiterpositionen zu verdauen und zu entschärfen, indem sie in die Form des schicken Faszinosums überführt werden. Trotz der provokativen Infragestellung im Titel und Untertitel bestätigt die Ausstellung der Sammlung Schürmann diese Regel durch ihren exklusiven Gestus. Umgekehrt geht die Expansion der Kunstproduktion heute mit einer Überdeterminierung des Dienstleistungsbereichs einher, insofern sich auch dort neben dem eigentlichen Produkt immer mehr quasi magische Übertragungen symbolischer Werte feststellen lassen. Mit welchen Hinweisen können uns postavantgardistische Künstler in dieser verwickelten Situation dienen?

Einem für Mittelschichtangehörige typischen, notwendig ambivalenten Verhältnis zum Überwachungsbedürfnis der Macht geht Julia Scher nach. Mark Dion analysiert Phantasmen von Privatheit als Keimzellen gentechnologischen Größenwahns, Hirsch Perlman Gesprächstechniken in Hinblick auf auch im Kulturbereich unerläßliche Informationsprofite. Für die Art des Zugangs zur Kunst spielt nach Rirkrit Tiravanija die Idee des musealen Kaffeegenusses eine wesentliche Rolle, nach Peter Zimmermann eine Anzahl von Texten, die man schon im Kopf hat. Dagegen sind in Sam Samores Arbeiten Hinweise auf die Unbestimmtheit des suchenden Begehrens versteckt, das Christopher Williams mit dem Raffinement seiner verschlungenen Bedeutungspfade in intellektuelle Tiefen zu verführen sucht. Renée Green sammelt das Material…



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