Lothar Ledderose
Das Denken in Modulen
Über die Modernität des alten chinesischen Denkens
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Lothar Ledderose, 1942 in München geboren, seit 1976 Professor für ostasiatische Kunst in Heidelberg, erhielt November 2005 in Bern den Balzan Preis, eine Art Nobelpreis für Geisteswissenschaften, für sein Werk über die „Modulen“. Darin untersucht er u.a., wie die weltberühmte Terrakotta- Armee produziert wurde, und entdeckte dabei eine Produktionsweise, die auch beim Bau des Pekinger Flughafens angewendet wurde. Mit ihm sprach Heinz-Norbert Jocks, um mehr darüber zu erfahren, was die Terrakotta-Armee mit moderner chinesischer High-tech zu tun hat.
Der Balzan Preis , den Sie 2005 erhielten, ist fast so etwas wie ein Nobel-Preis.
Ja, die Höhe der Preissumme ist auch vergleichbar. Er wird jährlich an eine Handvoll Wissenschaftler, in der Regel jeweils zwei Naturwissenschaftler und zwei Geisteswissenschaftler, verliehen, die irgendwo in der Welt arbeiten. Im Unterschied zum Nobelpreis wird jedoch bei Balzan, der eben nicht für eine einzige wissenschaftliche Arbeit oder Entdeckung, sondern für das gesamte wissenschaftliche Oeuvre verliehen wird, in jedem Jahr ein neues Gebiet ausgeschrieben. In meinem Fall war es die Kunstgeschichte Asiens, vor allem mein „Modulbuch“.
Es erschien ja unter dem Titel “Ten Thousand Things” im Jahre 2000 in Princeton, wo Sie früher einmal studiert haben. Worum ging es?
Ich suchte nach einer Erklärung dafür, wie es den Chinesen gelingen konnte, High-tech Produkte in geradezu beliebigen Mengen, in erstaunlich kurzer Zeit und zu geringen Kosten zu produzieren. Das habe ich an Beispielen aus der Kunstgeschichte dargestellt, etwa der weltberühmten Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers. In…