KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus
Das Bauhaus lebt – als Mythos
von Ronald Berg
Mythos und Legenden sind kaum tot zu kriegen: Die wesentlichen Fakten zum Bauhaus sind zwar weitgehend bekannt, werden aber nicht von jedem zur Kenntnis genommen. Zum 100. Jubiläum der Reform-Schule regt sich jetzt in der Publizistik Kritik am Bauhaus und seinem Gründer Walter Gropius.
2019 ist Bauhaus-Jahr. Nur, was war diese Schule, die da vor 100 Jahren in Weimar entstand? Was machte sie aus? Und vor allem: Was machte sie so erfolgreich, dass nach einem Jahrhundert der Name in aller Welt bekannt und das Gründungsjubiläum quasi als Staatsaktion in ganz Deutschland und darüber hinaus mit Millionen von Euros ausgestattet als Eventreigen groß in Szene gesetzt wird?
„Der beherrschende Gedanke des Bauhauses ist also die Idee der neuen Einheit, die Sammlung der viele ‚Künstler‘, ‚Richtungen‘ und Erscheinungen zu einem unteilbaren Ganzen, das im Menschen selbst verankert ist und erst durch das lebendige Leben Sinn und Bedeutung gewinnt.“1 Kaum jemand hat sich bislang wirklich die Mühe gemacht, solchem Geschwurbel von Gründungsdirektor Walter Gropius auf den Grund zu gehen oder sie mit der Praxis am Bauhaus abzugleichen.
Ergebnis: Das Bauhaus ist weitgehend eine Gropiussche Erfindung geworden. Der Mythos Bauhaus wuchs und gedieh dadurch, dass den Aussagen von Gropius selbst von sogenannten Experten geglaubt wurde und man sich genaueres Nachprüfen von Fakten verknifft. Und das passiert bis heute. Schließlich – so der verbreitete Glaube – war das Bauhaus doch etwas Großes, Schönes und Gutes. Das wird bis heute kaum in Frage gestellt. Schon gar nicht…