Das Autonome Kulturzentrum Stollwerck, Köln
Von Friedemann Malsch
Die Anfänge des Autonomen Kulturzentrums Stollwerck liegen in radikal-demokratischen Konzepten zu Wohnen, Arbeit und Architektur. Eine “Bürgerinitiative Südliche Altstadt” (BISA) entwickelte Vorschläge zur Umnutzung der seit dem Umzug an den Stadtrand von Köln 1975 leerstehenden Gebäude der Schokoladen- und Pralinenfabrik Stollwerck in der Kölner Südstadt. Der Entwurf sollte eine sozial verträgliche Alternative zum Sanierungskonzept der Stadt für den Stadtteil bieten, u.a. mittels Eigenbeteiligung von seiten der Sanierungsbetroffenen bei der Erschließung von neuem Wohnraum.
Im Frühsommer 1980 spitzte sich die Situation derart zu, daß die alte Stollwerck-Fabrik für etwa sieben Wochen besetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war die BISA schon nicht mehr die treibende Kraft, obwohl sie von den Aktivitäten der Besetzer politisch profitierte und zugleich von ihnen das Mandat zu Verhandlungen mit der Stadt erhielt. Im Inneren entwickelte sich jedoch bereits eine für die Situation um 1980 typische kulturelle Dynamik. Ein Teil der zeitweise über 1000 überwiegend jugendlichen Besetzer nahm an dieser Aktion aus Gründen teil, die keine Anbindung an traditionelle politische Muster erlauben. Sie waren über den konkreten Rahmen der Kölner Südstadt hinaus “Betroffene” einer restriktiven Sozialpolitik, die kulturell ausschließend wirkt. Nicht nur Studenten gehörten dazu; die 55000 Quadratmeter umbauter Fläche boten sowohl jenen viel Raum, die romantisch von neuen Formen des Wohnens und Lebens träumten, als auch jenen, für die der rechtsfreie Raum eine Befreiung von täglicher Repression versprach: Punks, Penner, Fixer, Originale, Halbverrückte, Heimkinder, Stadtindianer usw. bis hin zu Kleinkriminellen.
Überraschenderweise erfuhren die Besetzer aus der Nachbarschaft Sympathie und handfeste Unterstützung. Dies war…