Johannes Meinhardt
Das Atlantis-Projekt
Am 23. Juni wurde in Rottweil, im Anwesen Erich Hausers, zum zweiten Mal der Atlantis-Kulturpreis, eine von Erich Hauser gestiftete Skulptur, und zum dritten Mal der Atlantis-Kunstpreis, ein Geldpreis zur Förderung junger Künstler, verliehen. Preisträger des Kulturpreises ist Bazon Brock, der das Atlantis-Projekt von Anfang an unterstützt hat; Preisträger des Kunstpreises ist der Frankfurter Maler Max Franz, dessen ausgestellte Arbeiten allerdings die Auswahl nicht verständlich machen. Max Franz akkumuliert in seinen Gemälden unterschiedlichste Typen von schematischen, vorgegebenen “Bildern”, Zeichen, Schriften und kompositionellen Formen, die in starken und teilweise aggressiven Farben gemalt und in simplen Konfrontationen komponiert sind: Er zeigt den bekannten medialen Schutt, ein weiteres Mal umgerührt und mit einer unklaren Haltung, der eine genauere Analyse dieses Bilder-Schuttes fehlt, als “visuelle Reflexion” präsentiert.
Das Atlantis-Projekt, initiiert von dem Stuttgarter Galeristen Hans-Jürgen Müller, geht von der Erkenntnis und Erfahrung aus, daß Kunst in einer Welt, die sich selbst zerstört, sinnlos wird: keine Funktion, keine Aufgabe und ganz wörtlich keinen Ort mehr hat. Die erste Aufgabe auch der Kunst muß dann sein, sich der Vernichtung des Planeten, die zu allem anderen auch die Vernichtung der Kunst einschlösse, entgegenzustellen. Nur in dem Maße, wie ein menschenwürdiges Überleben der Gattung Mensch ermöglicht wird, kann Kunst als Überfluß, Reflexion und Bildung (im emphatischen Sinn des frühen 19. Jahrhunderts) überhaupt weiterexistieren, weiterwirken.
Um das Überleben der Menschheit zu ermöglichen, müssen schnell und entschieden neue Formen individuellen und gesellschaftlichen Bewußtseins geschaffen – vielleicht auch nur geweckt – werden. Dazu soll die Kunst, nach Hans-Jürgen Müller, Wesentliches…