Lothar Romain
Das Atelier als Verleihanstalt
Zum Mainzer Modell der Künstler-Besoldung
Ein Autoverleih lebt davon, daß er seine Autos möglichst häufig gegen Entgelt ausleiht. Er hat von einer Autofirma eine Ware gekauft, die stellt er jetzt anderen zum Gebrauch gegen Bezahlung zur Verfügung, um so ratenweise nicht nur den Kapitaleinsatz zurückzugewinnen, sondern ihn soviel wie möglich zu vermehren. Eines Tages aber ist die Ware verbraucht. Der Verleiher muß einen Teil des gewonnenen Geldes erneut einsetzen, um einen neuen Wagen zu kaufen und neue Gewinne zu machen usw. Das ist ein ökonomisch durchschaubarer, volkswirtschaftlich einordbarer Vorgang, dem man bestenfalls die systemkritische Frage unterschieben kann, ob denn solche Verleihe wünschenswert, ja notwendig seien. Die Verleiher gleich welcher Provenienz haben diese Frage schon immer als linksradikal zurückgewiesen und sich auf die Begründung zurückgezogen, daß Verleihe solange notwendig seien, wie es Ausleiher gebe. Das erste Verdikt hatten die Verleiher schon bisher mit den Kulturproduzenten gemeinsam; in die letzte Begründung sollen sich die Künstler nun nach dem Willen des Deutschen Künstlerbundes (die Künstler) mit den Verleihern teilen. Die Großtat ist vollbracht, dem Künstlerbund ein kulturpolitischer Kraftakt gelungen: zur Mainzer Jahresausstellung des DKB erhielt jeder ausstellende Künstler 300,- Deutsche Mark und zwar – wie es in der Begründung heißt – einerseits als offizielles Entgeld für die aktive Teilnahme und andererseits für das Ausleihen von Kunstwerken. Der rheinland-pfälzische Staat hatte in die Tasche gegriffen, um dem Künstlerbund seinen kulturpolitischen Modellfall zu ermöglichen. Der Ausweg aus Verkaufsengpässen scheint sich danach abzuzeichnen: weniger Verkäufe kann der Künstler in Zukunft durch häufigeres…