Hermann Pfütze
Das 20. Jahrhundert wird repariert
»David Chipperfield, Moshe Gershuni, die Sammlung Pietzsch«
Neue Nationalgalerie, Berlin, 15.10. – 31.12.2014
Zum Jahresende wird die Neue Nationalgalerie für drei bis vier Jahre geschlossen, weil Mies van der Rohes Bau, eröffnet 1968, gründlich saniert werden muß. Gewidmet der bildenden Kunst des 20.Jahrhunderts, versammelt das Haus jetzt drei sehr unterschiedliche Beispiele künstlerischer Reparatur dieses zerstörerischen Jahrhunderts: Die 141 Baumstämme „Sticks and Stones“ von David Chipperfield, der den Bau sanieren wird; „20 Werke für das 20.Jahrhundert“ aus der Sammlung Pietzsch, die auch künftig hier gezeigt werden sollen; und zum ersten Mal in Deutschland das Werk des 1935 in Tel Aviv geborenen israelischen Malers Moshe Gershuni mit dem Titel „No Father No Mother“.
David Chipperfield wurde gebeten, eine Ausstellung seiner Arbeit in der Nationalgalerie zu machen. Aber Zeichnungen, Modelle und Pläne zu zeigen, wäre, wie er sagt, „ein Kampf gegen die Halle gewesen“, die er ja sanieren soll. So entschied er sich umgekehrt dazu, im Bündnis mit diesem Raum das Museum zu provozieren mit der Idee der Säule. Denn sie „ist das einzige Architekturelement, das für sich selbst stehen kann: sowohl in ihrer Bedeutung als auch als Bauteil“. Anders als beim Neuen Museum, wo Chipperfields nicht-rekonstruierende, erneuernde Reparatur die Kriegszerstörungen sichtbar lässt, gehe es bei diesem ästhetisch intakten Bau darum, Reparaturen und Erneuerungen „verborgen zu halten, die Integrität des Gebäudes nicht anzutasten“.(Interview im Tagesspiegel vom 14.10.2014) Das verlange dieser ästhetisch und technisch einzigartige Bau, dessen riesiges Flachdach die Baumstämme, so scheint es,…