Max Glauner
Darkside II
»Fotografische Macht und fotografierte Gewalt, Krankheit und Tod«
Fotomuseum Winterthur, 5.9. – 15.11.2009
Als ein Labsal für das Auge, fast zu schön zeigt sich das fotografierte Vanitas-Arrangement der jungen, in Zürich lebenden Iranerin Shirana Shahbazi „Stilleben-14-2007“: Aus dem tiefen Schwarz des Hintergrunds leuchten rote Rosen mit gelben Birnen um die Wette und das Weiß des ausgebleichten Schädels mit dem Glanz der ausgelegten Muscheln und Perlenkettchen rund ums reife Obst.
Der barocke C-Print war finales Trostbild selbst für den hartgesottenen Betrachter einer Ausstellung, in der sich eine ästhetische Zumutung an die nächste reihte. Schon „Darkside I“ zu Sexualität und Körperinszenierung im Fotomuseum Winterthur, bot starken Tobak (vgl. Band 194, 2008). Unter dem Titel „Darkside II“ versprach nun der Kurator und Direktor des Hauses Urs Stahel, all jenes zu präsentieren, was sich der Mensch an fotografischer Macht, Boshaftigkeit und fotografierter Niedertracht, Gewalt und Tod seit Beginn der Fotografie bis heute so ausgedacht hat.
Der Betrachter war über zehn „Kapitel“, oder sagen wir, über zehn Passionsstationen von „Exposed“ über „Photographing War“, bis hin zu „Decline and Decay“, in die Untiefen menschlicher Existenz gelangt, um nun am Ende mit dem Kapitel „What Remains“, mit dem, was bleibt, konfrontiert zu werden.
Während „Darkside I“ die Fotoarbeiten in farblich abgesetzten Stimmungsräumen zeigte, kehrte „Darkside II“ zur Präsentation in den White Cube zurück. Gevatter Tod als Fratze eines Schädels in der Daguerrotypie von Adam Fuss aus dem Jahr 2002 war in der finalen Station zu sehen, oder der Mensch als Material in eindrücklich kühlen Fotografien aus der Pathologie…