Vitus H. Weh
Dara Birnbaum
Kunsthalle Wien, 8.10. – 19.11.1995
Nachts, wenn der Mond am Himmel steht, sei sie am schönsten.” Dara Birnbaum meinte ihre Projektionsarbeit an der Seitenfassade der Kunsthalle am Karlsplatz. Eine kleine Hommage an die Musikstadt Wien mußte schon sein: Metaphorisch ringen ein männlicher Komponist (Arnold Schönberg) und eine weibliche Librettistin (Marie Pappenheim) miteinander (es geht um das Monodram “Erwartung” …).
In der Halle selbst war ein Überblick über Dara Birnbaums Gesamtwerk versammelt: Von den “Single-channel”-Videos der Jahre 1978-80, über die großen Installationen der Jahre 1982-94, bis zu ihren zahlreichen Magazinbeiträgen und Covergestaltungen. Seit Ende der 70er Jahre setzt sie sich mit den Bildern des populärsten Mediums des 20. Jahrhunderts auseinander: dem Fernsehen. Immer wieder geht es dabei um dieselben thematischen Felder: die Stereotypen des Weiblichen und die mediale Vermittlung politischer Ereignisse.
Mediale Strukturen mit dem gleichen Medium zu kritisieren ist naturgemäß heikel. Dem Grunddilemma jeder Medienkritik, nämlich durch innovative Medienstrategien letzten Endes nur dazu beizutragen, die Ideologie des Fernsehens auf den ästhetisch neuesten Stand zu bringen, versucht Dara Birnbaum durch ein streng dekonstruktives Verfahren zu begegnen. D.h. sie produziert kein “Original-Bildmaterial”, sondern eignet sich bereits vorhandenes an. Doch allein damit ist man dem Paradox noch nicht ganz entronnen. In der Absicht zu dekonstruieren, muß das herausgesiebte Material durch formale Mittel ja dennoch neu arrangiert werden. Dara Birnbaum vertraut dabei einerseits auf filminterne Stilmittel wie Einfügungen, Zeitlupe und Wiederholungen, und andererseits auf skulpturale, resp. architektonische Formfindungen.
Besonders letztere fielen in der Retrospektive verstärkt auf. Nun denkt man bei Videoskulptur eher skrupulös an…