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Ausstellungen: Kiel · von Jens Rönnau · S. 368 - 370
Ausstellungen: Kiel , 2001

Jens Rönnau
Daniel Richter

»Billard um halbzehn«
Schleswig-Holsteinischer Kunstverein und Kunsthalle zu Kiel, 20.5. – 15.7.2001

Die Führungen durch die Ausstellung in der Kieler Kunsthalle beginnen nicht bei den neuen figurativen Gemälden von Daniel Richter, sondern in einem Extra-Raum mit ausgeschnittenen Zeitungsfotos, Bildern anderer Künstler, Schallplatten, einem Video. Da liegt in einer Vitrine neben einem Donald-Duck-Heft ein Foto seines Erfinders Carl Barks, dann ein Anti-Sowjet-Witzblatt der 60er Jahre, alte Porzellan-Puppenköpfe, an der Wand Popstars, ein RAF-Aufruf, Illustriertenfotos von Ernst Busch, eine Abbildung europäischer Vogeleier neben einem Gruppenbild amerikanischer Bürger aller Nationalitäten. Viel Raum nimmt die Sammlung von meist schwarz-weißen Single-Plattencovern nebst Inhalt ein – eine seltsame Mischung vom Schlager bis zum Punk: Dead Kennedys, Motörhead, Blumfeld, Goldene Zitronen, Heidi Brühl (“Hundert Mann und ein Befehl”). Etliche Cover von Punkbands hat Daniel Richter selbst entworfen, bevor er sich der Malerei zuwandte. Per Kopfhörer bekommt man einige Titel vorgespielt, daneben lässt sich ein grausiges Horror-Video mit blutiger Kunst rezipieren. Insgesamt erscheinen diese Belege aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts relativ beliebig, doch stammen sie fast alle aus dem Materialarchiv des Malers und spiegeln einen Teil seiner Welt (-sicht). Dazu zählen während der Ausstellung auch einige Gemälde aus der Sammlung der Kunsthalle, die Richter selbst auswählte: etwa eine halbabstrakte Landschaft aus den 50er Jahren oder ein nettes holsteinisches Heimatbild von 1939, daneben ein Foto von BDM-Mädchen. Ein wenig lässt der Maler sich hier über die Schulter blicken, denn so wie hier assoziativ Materialien kombiniert werden, funktioniert es auch in seinen Bildern – in denen…



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