Angelika Stepken
Daniel Habegger
»6516 gebrauchte Blackjack-Karten aus Las Vegas«
Zwinger Galerie, Berlin, 4.9. – 9.10.1993
Im Zentrum der Ausstellung steht ein fußbodenfarbener Sockel, etwa anderthalb Meter hoch und so voluminös, daß er gut ein Drittel des Galerieraums – und vor allem die Passage vom Ladenbereich in das höher gelegene zweite “Zwinger”-Zimmer – einnimmt. In den Sockel eingelassen und bis auf ein Detail verschwunden ist die verbindende Holzstiege. Die kleine Partie des Geländers, die noch aus dem Sockel ragt, spielt mit dem Anschein einer bedeutungsvollen raumbezogenen Installation. Die präzise, monochrome Ausführung des Sockels ruft indes Parallelen zu den Skulpturen eines Donald Judd wach. Beide Assoziationen weisen auf die späten 60er/frühen 70er Jahre der amerikanischen Kunst.
Praktisch funktioniert der Sockel in der Ausstellung so, daß der Galerist vom oberen Raumniveau her nur aus der Distanz die Besucher unten grüßen kann. Er steht dann selbst auf dem Sockel. Wollen Ausstellungsbesucher diese Position und/oder den letzten Part der Ausstellung sehen, müssen sie den Laden wieder verlassen, durch den Hausflur gehen und einen Hintereingang benutzen. Auf diesem Weg passieren sie eine Art Lichtschranke: Ein Diaprojektor wirft aus dem Ausstellungsraum einen Lichtkegel auf die außen gelegene Flurwand und beleuchtet wie ein Bühnenspot einen Ausschnitt der zahlreichen Graffitis.
Im Hinterraum lagert die Verpack-ung als ausgestelltes Multiple: Die Kartons der Kartenspeile, serviert auf einem nachgebildeten, pinkfarbenen Kartenausgabetablett, bedruckt mit einem kleinen Offset des Elvis-Presley-Boulevards in Memphis, signiert mit einem Dank des Künstlers: “Thank you for your loyalty, D. Habegger 1993”. Die ersten Zeichen sind gesetzt: Oben und Unten, System und Abgrenzung,…