Basel
Daniel Dewar & Grégory Gicquel
Mammalian Fantasies
Kunsthalle Basel 18.01.– 14.04.2019
von Hans-Dieter Fronz
WYRIWYG statt WYSIWYG: „What You Read Is What You Get“ – nicht „What You See …“ In Abwandlung des betagten Akronyms für die Echtbilddarstellung auf Computermonitoren liefern Daniel Dewar und Grégory Gicquel in ihren (nebenbei: ausnahmslos analogen) Arbeiten exakt das, was der Titel verspricht. In „Oak Relief with Man, Udders and Vase“ beispielsweise ein Eichenrelief mit Mann, Kuheutern und Vase. In „Oak Bench with Garden Tiger Moths, Wild Mallow Flowers and Snails“ eine Sitzbank aus Holz mit Schneckenschnitzereien sowie einem Polstermuster aus Braunen Bären und Großen Käsepappeln: dies die deutschen Bezeichnungen der beiden Spezies. Für den biologisch nicht ganz firmen Leser: Beim Braunen Bären handelt es sich um eine Nachtfalterart aus der Unterfamilie der Bärenspinner, bei der Großen Käsepappel um eine Malvenspezies.
Schon die Werktitel verraten: Die Arbeiten des britisch-französischen Künstlerduos sind etwas speziell. In ihrer raumgreifend installativen Präsentation in der Kunsthalle Basel zeigen sie Möbel und Holzreliefs. Wobei etwa die Türen und Seitenwände des wuchtigen Eichenschranks mit Reliefschmuck aus stark hervortretenden, seriell sich wiederholenden Darmtrakten verziert sind („Oak Cabinet with Organs“) – eine nur räumlich erhabene Ornamentik, zu unerfreulich und degoutant, um als ernst gemeinte Designlösung durchzugehen. Aus den beiden Türen der Kommode von „Oak Dresser with Harnessed Oxen“ wiederum wachsen annähernd vollplastisch und lebensgroß die aus dem Eichenholz geschlagenen Schädel zweier geschirrter Ochsen hervor. Rein theoretisch ließe sich das Möbel als solches nutzen – praktisch ist schon das Öffnen der Türen infolge der dickschädeligen Verzierung ein kleiner…