Reinhard Ermen
Danh Vo
»Ydob eht ni mraw si ti«
Museum Ludwig, Köln, 1.8. – 25.10.2015
Seit Februar dieses Jahres ist Yilmaz Dziewior Direktor des Museums Ludwig, seine erste selbst verantwortete Ausstellung widmet er Danh Vo (*1975). Man darf von einer gewissen Vertrautheit des Kurators mit dem erfolgreichen Vietnamesen aus Dänemark ausgehen, denn 2012 hat er ihn bereits im Kunsthaus Bregenz gezeigt. Die Überschrift „Ydob eht ni mraw si ti“ gibt vorerst Rätsel auf, doch im Mittelpunkt steht ohnehin das Projekt „We are the People“ (2011/13). Die wörtliche deutsche Übersetzung würde vertraut klingen, irritiert aber in diesem Zusammenhang, denn es geht um eine 1:1 Rekonstruktion der Freiheitsstatue in 250 Einzelteilen. Auf zahlreiche Orte des Weltkunstgeschehens verteilen sich inzwischen die Bruchstücke aus rotem Kupferblech. Was für eine schöne Idee, die personifizierte, auch skulptural erstarrte Freiheit in wuchtige Einzelteilen zu zerlegen, die man keinesfalls in die Tasche stecken kann; ganz im Gegenteil. In Köln ist man stolz darauf, das bislang größte Fragment, ein kapitales Schulterstück (2220 kg) zeigen zu können. Das ist im großen Oberlichtsaal des Hauses in der Tat ein machtvoller Solitär, der wallende Faltenwurf wird kunstvoll gestützt. Zu sehen ist eine schöne Baustelle, die das Konzept eines zerstückelten Freiheitssymbols partiell vergessen macht. Nicht fragmentieren, sondern bauen scheint hier die Devise zu sein.
Sinnfällige, wirkungsmächtige Plausibilität ist ein Markenzeichen Danh Vos. Vielleicht wäre das auch ein Konzept für die kommende ‚Ära Dziewior‘ im Museum Ludwig, ganz abgesehen davon, dass die Presseabteilung mit Blick in die Zukunft einen programmatischen „Blick nach Asien“ verspricht, bzw. „eine…