Martin Blättner
Dan Reeder
»Self portrait ohne Führerschein«
neues museum, Nürnberg, 9.12.2011 – 13.5.2012
Da steht er und kann nicht( oder will eigentlich) anders. Dan Reeders „Self portrait ohne Führerschein“ zeigt den Künstler schonungslos nackt, die Kaffeetasse lässt er vor Schreck fallen, weil er sich wohl selbst erkennt und angeblich weil er – was er auch immer damit meint – gerade keinen „Führerschein“ bei sich trägt. Die oft sarkastisch-derbe, mitunter auch feinsinnige Selbstironie ist ein elementarer Bestandteil des Einzelgängers aus Lafayette(Louisiana), der 1986 nach Nürnberg auswanderte. Kurioserweise hatte er schon am zweiten Tag seiner Ankunft damals die folgenreiche Begegnung mit Peter Angermann, jenem Beuys-Schüler, der eher in der Gegenposition zum Meister 1979 (mit Milan Kunc) die Künstlergruppe „Normal“ gründete und aus einer Art Endzeitstimmung heraus den postmodernen Bildwitz entwickelte und die alltäglich triviale Klischeewelt dem Gelächter preisgab. In der Künstlerkneipe Gregor Samsa scharte Angermann Gleichgesinnte wie etwa Blalla W. Hallmann um sich , der – ebenfalls von amerikanischen Lebenserfahrungen geprägt – deftige Blasphemien und schrille Wahnwelten in heftige Effektmalerei umsetzte. All das dürfte Dan Reeder, den Sohn eines Pfarrers der First Christian Church fundamental beeindruckt haben.
Anders jedoch als Hallmann und Angermann trat Dan Reeder stets bescheiden im Hintergrund auf: der Skandal, das Auftrumpfen mit provokanten Statements war seine Sache nicht. Der leise Kommentar, die zum Schmunzeln reizende Pointe im Bild passt eher zu einer unscheinbaren, hageren Gestalt wie Reeder, der seinen scheinnaiven Beitrag zur Außenseiterkunst eher subtil angeht. Das vielfältige…