Dan Perjovschi
„Die sozialistische Utopie ist nicht sehr attraktiv, weil wir bereits dabei waren …“
Gespräch über die Auswirkungen der Coronavirus-Krise
von Ann-Katrin Günzel
Dan Perjovschi kommentiert das gesellschafts-politische (Welt-) Geschehen in schnellen, auf wenige Striche reduzierten Zeichnungen, die treffend und zumeist ironisch Schwachstellen, Widersprüche und Brüche im System auf den Punkt bringen. Seine oft beißenden Kommentare sind Momentaufnahmen, die Machtstrukturen aufdecken, Ängste und Sorgen der Menschen reflektieren oder ökologische Katastrophen skizzenhaft widerspiegeln. Perjovschi wurde 1961 in Sibiu, Rumänien, geboren, wo er auch heute wieder seinen Lebensmittelpunkt hat. Von hier aus bewegt er sich hinaus in die Welt, indem er die internationalen Nachrichten durchforstet, die sein Arbeitsmaterial darstellen. Normalerweise reist er auch regelmäßig, um sich ein genaues Bild von den sozialen und politischen Zuständen zu machen, die er anschließend wie beiläufi g skizzenhaft aufzeichnet. Nach der Revolution 1989 hat Perjovschi gemeinsam mit rumänischen Intellektuellen und Dissidenten in Bukarest, welche die „Gruppe für den Sozialen Dialog“ gegründet haben, die konservative, anti-kommunistische Wochenzeitschrift „Revista 22“ als deren Sprachrohr mit herausgegeben, für die er seitdem als Zeichner arbeitet. Der Titel der Zeitschrift bezieht sich auf den 22.12.1989, jenen Tag, an dem das Ceau-sescu-Regime gestürzt wurde. Seit er 1999 den Fußboden des rumänischen Pavillons auf der Biennale in Venedig mit seiner Arbeit „rEST“, fast 3000 kleine Filzstiftzeichnungen, versehen hat, ist er regelmäßig mit Ausstellungen in den großen internationalen Museen sowie auf Messen und Biennalen vertreten.
Momentan muss er, wie alle, wegen der Corona-virus-Krise zu Hause bleiben und verfolgt von dort aus die Nachrichten, um seine Kommentare…