Dämmerung – Der Feierabend der Bildtheorie
Eine ganze Reihe von Publikationen haben sich in den letzten Jahren mit dem Thema Bild und Bildlichkeit beschäftigt und damit endlich das populär gewordene Gerede vom pictural turn der Moderne aufgearbeitet und problematisiert. Jedoch findet sich trotz der Fülle von kunsttheoretischen, medientheoretischen und philosophischen Bemühungen kaum ein Sammelband und schon gar keine Monographie, die einen guten systematischen Überblick über verschiedene Bildtheorien mit ihren jeweiligen Implikationen zu geben vermag. Die Erwartungen sind also hochgesteckt, wenn man eine Neuerscheinung in der Hand hält, die den Titel “Theorie des Bildes” trägt und von dem angesehenen Philosophen Gernot Böhme verfaßt ist.
Sein Buch, das im Fink Verlag erschienen ist, geht von der These aus, die Böhme schon in seinem Buch “Atmosphäre” vertreten hat; die Entwicklung der bildenden Kunst sei durch Reduktion als auch durch Steigerung ihrer Mittel an den Rand einer Auflösung des Bildbegriffs gelangt. Wir hätten es mit Bildern zu tun, die “nichts darstellen, nichts sagen und nichts bedeuten”. Mit dieser Feststellung sei nicht das Ende der Kunst beschworen, es gehe vielmehr in der Kunst noch um anderes als um Darstellung, Mitteilung und Bedeutung, nämlich um ihre Präsentation, Inszenierung, Projektion und damit auch um die “innere Reflexion des Visuellen”. Zudem fühlt sich der Philosoph aufgefordert, darüber nachzudenken, daß die technische Produktion von Bildern immer leichter geworden sei und die Globalisierung der Kommunikation und das multikulturelle Zusammenleben dem Bild gegenüber der Schrift Gewicht verschafft habe. Diesen Befund, der wie eine vornehmere Variante der gängigen Klischees über den pictural turn klingt,…