Uta M.Reindl
Dai Hanzhi
»5000 artists«
Witte de With Contemporary Art, Rotterdam, 4.9.2014 – 4.1.2015
Ausstellungen über Kunstvermittler dürften eine Seltenheit sein. Vor allem wenn es keine Global Player sind, sondern leidenschaftliche Kuratoren, die sich auf Risiken einlassen. In Deutschland wäre dafür die von Ulrike Groos 2003/4 in der Düsseldorfer Kunsthalle realisierte Schau über Gerry Schums legendäre Fernsehgalerie und „videogalerie gerry Schum“ ein treffendes Beispiel für die außerordentliche Auswirkung einer sehr eigenwilligen Vermittlungsweise. Das für sein diskursintensives Programm renommierte Witte de With widmete nun dem in den Niederlanden ebenfalls wenig bekannten Kunstvermittler, Künstler, Kunsthistoriker und Kunsthändler Hans van Dijk eine Ausstellung unter dem programmatischen Titel „Dai Hanzhi“ – im Chinesischen “der ältere Hans“, vielmehr der „große Hans“. Das Attribut des Kose- oder Spitznamens soll van Dijk deshalb in China bekommen haben, um ihn, der seit den 1980er Jahren asiatisch-europäische Kulturarbeit im großen Stil betrieb, von Hans-Ulrich Obrist zu unterscheiden. Die im Ausstellungstitel dem „Dai Hanzhi“ folgende Angabe von “5000 Künstlern“, lässt das Ausmaß der Vermittlungsarbeit van Dijks durchaus erahnen.
Der 1946 geborene Niederländer entstammt einer calvinistischen Familie, was seinen im positiven Sinne missionarischen Einsatz für die Kunst erklären mag, mit der sich van Dijk nach dem Kunst- und Designstudium für chinesische Kunstgeschichte sowie Kalligrafie, schließlich die junge Kunst in China publizistisch sowie kuratorisch engagierte, unermüdlich Chinesen über die westliche Kunst aufklärte und umgekehrt die westlichen Welt an die zeitgenössische Kunst aus China heranführte. Nicht zu vergessen die kunsthistorischen und sprachwissenschaftlichen Publikationen. Van Dijk etablierte so in den 1980er und 1990er Jahren in…