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Ausstellungen: Zürich · von Lutz Windhöfel · S. 366 - 367
Ausstellungen: Zürich , 1994

Lutz Windhöfel
Dada global

»Der Dadaismus als Weltbewegung«
Kunsthaus Zürich, 12.8. – 6.11.1994

An der Spiegelgasse 1 in Zürich ist diesen Sommer eine Baustelle. Man entkernt ein Haus im Erdgeschoss und hat den Fussboden entfernt. Die Boutique, das Fast-Food-Restaurant oder der Antiquitätenladen, die hier vielleicht bald in bester Lage von Zürichs Altstadt einziehen, hätten Hugo Ball 1916 nicht interessiert.

Er war wegen des Weltkriegs aus München nach Zürich gekommen. Das ehrgeizige Vorhaben, eine Doktorarbeit über Friedrich Nietzsche zu schreiben, kam über ein Text-Fragment nicht hinaus. Dann kam Dada. Mit seiner Lebensgefährtin Emmy Hennings, die Ball schon zwei Jahre später ins Tessiner Exil begleitete (Ball konvertierte für den Rest seines Lebens zum Katholizismus) kam die Spiegelgasse 1 in Fahrt. Im “Cabaret Voltaire” rezitierte man Lautgedichte wie später Ernst Jandl oder Konrad Bayer. Man trat in futuristischen Kostümen auf. Und Hugo Ball war sich nicht zu schade, mit einem hohen, kegelförmigen Hut aufzutreten, den sonst im Zirkus meist der Zauberartist auf dem Kopf trägt.

Schaut man genauer auf die Geschichte, so war 1916, als eine hochsensible, im Zürcher Exil lebende Künstlerschaft aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Ungarn die Geschichte der Kunst revolutionierte, eher ein trauriges Jahr. In Frankreich begann man mit dem mörderischen Stellungskrieg, der in den ersten Gaskrieg der Weltgeschichte mündete. Auf beiden Seiten hinterliess er grausam entstellte Menschen. Otto Dix, ein paar Jahre später der wichtigste Maler der Berliner Dadaisten, erschütterte mit seinen Kriegsbildern die Weimarer Republik. 1924/25, als das Wallraf-Richartz-Museum in Köln das Bild “Der Schützengraben” erwarb (ein für die damalige Zeit sehr…



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