Claudia Wahjudi
Cyprien Gaillard
»The Recovery of Discovery«
KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 27.3. – 22.5.2011
Ganz oben kann den Besuchern schwindelig werden. Eine Pyramide erhebt sich in der Halle der Berliner Kunst-Werke, fast zwei Stockwerke hoch. Wer sich empor wagt, sieht den Saal in der ehemaligen Margarinefabrik einmal aus der Vogelperspektive, doch einfach ist es nicht hinaufzuklettern. Die Pyramide, symmetrisch zwischen die Säulen der Halle gebaut, besteht aus 3.000 blauen Pappkartons, deren Deckel unter den Füßen ein wenig nachgeben, und vor allem: Sie scheppern. In ihrem Inneren schlagen Flaschen aneinander mit jeweils 0,3 Litern Pilsener. Die Kartons hat das Team der Kunst-Werke aufgeschichtet. Auch Cyprien Gaillard, Urheber der Pyramide, hat mit angepackt, um seine erste institutionelle Einzelausstellung an seinem Lebensmittelpunkt Berlin aufzubauen. « Mir tun meine Arme weh », sagt Kuratorin Susanne Pfeffer und zeigt ihre blauen Flecken auf dem Unterarm. Es ist der Tag vor der Eröffnung. Noch steht die Pyramide jungfräulich in der Halle, und niemand weiß, wie sie nach der Vernissage aussehen wird. Alles ist offen. Besucher dürfen die Kartons aufreißen, das Bier trinken, gern auch rauchen. Vielleicht schichtet jemand die Pakete um, vielleicht sammelt ein anderer die Flaschen ein, hoffentlich stürzt niemand ab, womöglich gibt es Betrunkene, ganz gewiss einen Kater.
Mit « The Recovery of Discovery », so der Titel der Ausstellung, schlägt Gaillard einen neuen Weg ein. Die Pyramide ist seine erste raumfüllende Installation. Anders als viele frühere Arbeiten kommt sie ohne Musik aus und, zumindest anfangs, ohne jedes Abbild einer Ruine. Die…