Heinz Schütz
Cyberspace –
Auf dem Weg zum medialen Gesamtkunstwerk
INTERNATIONALES SYMPOSIUM VOM 11. – 13.4.1991
IM DEUTSCHEN MUSEUM, MÜNCHEN
Cyberspace – ein Gespenst geht um – in den Vereinigten Staaten – in Japan – in Europa. Euphorisch als Bruder im medialen Geiste begrüßt, sieht etwa der einstige Psychedeliktheoretiker Timothey Leary – er konvertierte inzwischen von der Droge zum High-Tech – in dessen Erscheinen die Chance, Demokratie zu realisieren und individuelle kreative Potentiale zu entfesseln. Ganz im Gegensatz hierzu stehen jene, die, um den kybernetischen Geist im Namen der Vernunft zu bannen, etwa den Entzauberungsbesen eines Boris Weizenbaum ergreifen. Cyberspace – der Sehnsucht, daß in und qua Computerwelten alles möglich werde, steht die Befürchtung entgegen, daß am Ende in der realen Welt zumindest Vernunft nicht mehr möglich sei.
Die Diskussion um Cyberspace, die inzwischen auch populäre Medien wie “Stern” und “Spiegel” erreichte, findet seit einiger Zeit nicht zuletzt in einer Reihe von Symposien und Kongressen statt. Dabei erweiterte sich das seriöse, sprich institutionalisierte Fachpublikum bald um den Kreis der Computerfreaks und Cyberpunks, letztere Teil einer den Vereinigten Staaten entsprungenen Bewegung, die vermeint, sich über den digitalisierten Psychotrip der Realanarchie einen Schritt zu nähern. Ansonsten nimmt die Technik auch bei Cyberspace durchaus ihren gewohnten Gang aus den hochspezialisierten Labors zurück in die Labors, um als Technik neue Technik zu generieren. Aber auch – in nicht allzuferner Zukunft wahrscheinlich – über die Fabrikhallen ins Kaufhaus, um dann im Büro als Hypercomputer, im Wohnzimmer als höhere Form der Television oder im Kinderzimmer als märchenhaftes Technospielzeug seinen Platz zu…