UTA MARIA REINDL
Cyberfem Spirit – Spirit of Data
Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg, 1.12.2001 – 13.1.2002
Dass der Feminismus sich von seiner engen Definition längst gelöst hat, dass feministische Kunst heute pluralistisch und nicht mehr allein Sache der Frau ist, reflektiert die aktuelle Ausstellungslandschaft eher selten. Dabei ist der Feminismus ein globales Kunstphänomen! In diesem Sinne assoziierte in Oldenburg die wortspielerisch überschriebene Ausstellung “Cyberfem Spirit – Spirit of Data” in dem auf Medienkunst spezialisierten Edith-Ruß-Haus, und man sah dort in der Tat ein gutes Spektrum von feministischer Netzkunst. Mit kosmischen Körpern vergleichen die beiden Kuratorinnen die Beiträge in ihrem Katalog, wenn Rosanne Altstatt, die Leiterin Hauses, von “Sternen am Firmament” schreibt und sich auf die nicht kategorisierbare Eigenheit und Wirkung der Exponate bezieht und die Netzwerkkünstlerin Helene von Oldenburg diese mit Satelliten vergleicht, was über Beweglichkeit hinaus auf Künstlichkeit und Vergänglichkeit verweise.
In einer guten Mischung aus Theorie und Praxis, oft nachdenklich und mit großer Direktheit, meist hintergründig witzig und auch poetisch führten die Cyberfeministen ihren Diskurs in Oldenburg. Gleich am Eröffnungsabend persiflierte das amerikanische Künstlerinnen-Paar Heather Cassils und Cathy Davies mit Bill Gates-Masken auf der Nase in einer PowerPoint-Aufführung das gefährliche Powerspiel des Microsoft-Magnaten. Den Computerskeptikern unter den Besuchern – egal welchen Geschlechts – galt der erfrischende, dabei äußerst lehrreiche Hardware Computer Workshop von Mitgliedern der “Gender Changer Academy” aus Amsterdam, denn man lernte die Geräte auseinander- und wieder zusammenzubauen. Als Überwacher und Voyeur mochte sich der Besucher – oft auch unbemerkt – erproben, an der Online-Installation “TaystesROOM: www.taystes.net” von der Amerikanerin…