Amine Haase
Cy Twombly
»Wie das Wort zum Bild wird«
Neue Nationalgalerie Berlin, 31.8. – 19.11.1995
Einzige Station der vom New Yorker Museum of Modern Art zusammengestellten Übersicht auf das Werk von Cy Twombly in Europa ist die Neue Nationalgalerie in Berlin. Wer sich also nach der von Harald Szeemann 1987/88 auf Europa-Tournee geschickten Twombly-Ausstellung weiter mit dem komplexen Werk des überwiegend in Italien lebenden amerikanischen Künstlers beschäftigen möchte, der kann das jetzt in Berlin tun. Später muß er bis nach Texas reisen, wo in Houston gerade ein Twombly-Museum eingerichtet wurde.
Die von Kirk Varnedoe konzipierte, in Berlin durch eine Reihe von Leihgaben aus Berliner und auch aus Kölner Sammlungen ergänzte Werkschau gibt sich betont nüchtern. Offensichtlich möchte der Amerikaner sich von der frei schwingenden, oft literarisch betonten und manchmal in Lyrismen untertauchenden Deutung, wie sie bislang vorwiegend in Europa geschrieben wurde, entfernen.
In seinem Katalogtext betont Varnedoe: “Es ist nur allzu wahrscheinlich, daß sie (Twomblys Kunst) sich weiterhin bereitwilliger Aufnahme bei einer größeren Öffentlichkeit widersetzt, da ihre besondere Wirkung so stark von einer direkten Reaktion auf physische Präsenz abhängt, die sich ihrer Art nach gegen Verbalisierung sperrt und für Analyse ungeeignet ist. In der umfänglichen Literatur über Twombly haben schon viele einfühlsame Autoren und scharfsinnige Theoretiker mit dieser Schwierigkeit gerungen in dem Bemühen, die verführerische Kraft seines Werks poetisch zu erfassen und seine einzigartige ästhetische Struktur zu analysieren. Dieser rückblickende Essay weiß sich voller Respekt vielen ihrer Texte verpflichtet, aber er geht sein Thema auf eine andere und vielleicht prosaischere Weise an, indem…