Düsseldorf
Cutting the Puppeteer’s Strings
Sammlung Philara 20.01.2024–01.06.2025
von Kerstin Stremmel
Vorhang auf für Marionetten, Schattenfiguren und Puppen als geeignete Projektionsflächen in Zeiten, in denen viele sich wie an imaginären Fäden ohne Handlungsspielraum fühlen: Seit Platon, der das Bild der an Fäden bewegten Puppe als Symbol menschlicher Abhängigkeit wählte, existiert der Wunsch, diese Fäden zu durchtrennen.
Cutting the Puppeteer’s Strings reflektiert die Handlungsspielräume unserer Ebenbilder, und dafür nutzen und bespielen – hier passt das Wort – die Kuratorinnen der Sammlung Philara die gesamte Ausstellungsfläche. In raumgreifenden Installationen und präzis eingerichteten Kabinetten können und müssen die Besucher*innen manchmal sogar mitspielen: Die hilflos-weichen Puppen von Dardan Zhegrova, überlebensgroße Stabfiguren, die der Künstler gemeinsam mit einem professionellen Puppenmacher im Kosovo gebaut hat, sollen angefasst und bewegt werden. Aggressiver geht es in Nathalie Djurbergs Animationsfilm von 2008 zu, We are not two, We are one, wo zwei Seelen in einem Mischwesen aus Wolf und Mensch miteinander ringen. Während der animalische Teil anarchisch alles Essbare verschlingt und seine Sexualität feiert, bemüht sich der andere um zivilisiertes Benehmen. Da die Bedürfnisse beider unvereinbar sind, kommt es nicht zu einer Versöhnung. Am Ende des sechsminütigen Films fließen bittere grüne Tränen aus Knetmasse, kathartisch wirken sie nicht: Manche Konflikte bleiben unlösbar. Mehr Zeit beansprucht Wael Shawkys Cabaret Crusade: The Secrets of Karbala, Teil einer komplexen Filmtrilogie über die mittelalterlichen Kreuzzüge: Marionetten mit expressiv verfremdeten Köpfen aus Muranoglas, gekleidet in prachtvolle orientalische Gewänder, spielen die grausame Geschichte der Kriege aus Sicht arabischer Quellen nach, basierend auf einem Buch des französisch-libanesischen Autors Amin…