Curating Under Pressure
Susanne Boecker berichtet von der Biennale-Konferenz in Christchurch, Neuseeland, 5.11.- 8.11.2015
Als man sich vor fünfzehn Jahren zur ersten Biennale-Konferenz in Kassel traf, war das Terrain überschaubar: Rund 20 internationale Großausstellungen gab es damals weltweit. Tendenz steigend. Inzwischen sind es über 160, und ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. Bis heute sind Biennalen das erfolgreichste Modell für die Ausstellung internationaler zeitgenössischer Kunst. Das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) hat diese Entwicklung in Kooperation mit verschiedenen Partnern über die Jahre mit weiteren Konferenzen begleitet. Die letzte – „Curating Under Pressure“ – fand Anfang November 2015 in Christchurch, Neuseeland, statt.
Im Unterschied zu Museen, die als feste Institutionen mit Sammlungen agieren und somit über eine gewisse Stabilität verfügen, ist der Status Quo von Biennalen in den wenigsten Fällen gesichert. Die meisten funktionieren als temporäre Strukturen ohne fixe finanzielle, personelle, räumliche und organisatorische Basis. In dieser Offenheit liegt ihr Potenzial: Biennalen sind flexibel, können auf neue Situationen reagieren, ja entstehen manchmal sogar als Antwort auf Krisen, wie zum Beispiel die Gwangju Biennale oder Prospect New Orleans. Aber die fehlende Basisstruktur macht sie auch angreifbar. Gerade in jüngster Zeit ist es vermehrt zu Konfliktsituationen gekommen, sind Biennalen unter politischen Druck geraten – wie etwa die 13. Istanbul Biennale 2013, die Manifesta 10 in St. Petersburg oder auch die Sydney-Biennale mit einem Hauptsponsor, der an staatlichen Lagern für abgewiesene Asylbewerber beteiligt war.
In eine Krisensituation geriet auch die Biennale von Christchurch, SCAPE Public Art. Nach einem schweren Erdbeben im September 2010 musste die geplante sechste Ausgabe…