Kathrin Luz
Curating by helicopter
Über die Unkuratierbarkeit aktueller Kunstproduktion
Hektisch streifen wir durch die Räume, auf der Suche nach markanten Seherlebnissen. Links ein visuelles Knäuel aus Datenakkumulationen, schwer zu entwirren, rechts ein beliebig wirkendes Materialszenario. Kaum etwas prägt sich ein auf der Retina, erst recht dringt nichts dahinter. Gibt es wirklich so viel Mediokrität im Ausstellungswesen – oder hat uns allein unsere Urteilskraft verlassen? Wo sind die selbstregulierenden Kräfte des Betriebs geblieben, der sich offenbar nicht mehr vor seiner eigenen Überproduktion retten kann? Und wie konnte diese Überproduktion alle gängigen, bisher gültigen Kriterien der Selektion eliminieren? Das fragen wir uns – und vergessen es lieber gleich wieder.
Doch wehe dem! Dass längst das Publikum nur noch die Vernissagen besucht, um sich am sozialen Auftrieb zu delektieren, auch das kann man nicht mehr länger marginalisieren. „Das schaue ich mir später noch mal in Ruhe an“ ist wohl der aktuelle Lieblingssatz der Community. Und doch ist hier allein der Wunsch der Vater des Gedankens. Später scheint eher nie zu sein. Immer mehr schwindet das Interesse. Während in Zeiten ökonomischer Krisen der Druck zur Quantifizierbarkeit von Besucherzahlen und Ausstellungserfolgen deutlich steigt, sinkt auf der anderen Seite der treuen „Besucher-Schäfchen“ deutlich die Bereitschaft, als zählbare Masse in den Erfolgsträumen der Museumsdirektoren und Ausstellungsmacher zu fungieren – und somit wichtige Argumente in einer drohenden Legitimationskrise zu liquidieren. „Das guckt sich eh keiner mehr an“ – das könnte die Replik der Erfolgsrichter auf die Resistenz der Ausstellungsbesucher sein.
Überproduktion und Inflation – was in der Warenwirtschaft seit Erfindung des…