Cultural Studies
Grundlagentexte zur Einführung
Von verschiedenen Seiten wird immer wieder Skepsis gegenüber den Cultural Studies geäußert. Von einer wissenschaftlichen, die ein wirkliches Forschungsziel vermißt, von Popfans, die sich gegen eine akademische Vereinnahmung der Populärkultur prinzipiell wenden, aber auch von jenen Stimmen, die sich angewidert von der Popularität des Pop auf Seiten des Antipop geschlagen haben, als wenn jenseits von arrogantem Kulturpessimismus und der Auseinandersetzung mit dem Populären eine wirklich dritte Alternative existieren würde. Fast immer werden in diesen Diskussionen die Cultural Studies ins Spiel gebracht und vielfach mißverstanden. Da kommt ein deutschsprachiger Reader mit “Grundlagentexten” gerade recht, der einen Einblick in diese vorwiegend in den angloamerikanischen Staaten verbreitete Forschungsrichtung gibt.
Die Texte des Readers sind außer nach dem Aspekt der Relevanz vor allem nach historischen Gesichtspunkten zusammengestellt. So legten die Herausgeber Roger Bromley, Udo Göttlich und Carsten Winter Wert darauf, die sogenannten Schlüsseltexte der 50er Jahre von Richard Hoggart, Raymond Williams und Edward P. Thompson, die zur Herausbildung der Cultural Studies führten, wenigstens ausschnittsweise vorzustellen. Diese machen deutlich, daß die Cultural Studies im Kontext reformistischer Aktivitäten mit viel Sympathie für die Arbeiterklasse entstanden waren, um das herrschende elitäre Kulturverständnis ab- und die Popkultur aufzuwerten, aber auch, daß die Cultural Studies eine britische Erfindung sind, die anfänglich durchaus noch antiamerikanische und volkskundliche Züge trug.
Ein deutlicher Einschnitt ist erkennbar, als der aus Jamaika stammende Stuart Hall die Leitung des 1964 in Birmingham von Hoggart gegründeten Center for Contemporary Cultural Studies übernahm. Er brach in den 70er Jahren mit althergebrachten links-humanistischen Traditionen und bezog neue…